© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/20 / 04. September 2020

Ein Betriebswirt und Hochschulreformer zieht Bilanz
Immer wissenschaftlicher geworden
(dg)

Der seit 2008 emeritierte Dortmunder Betriebswirtschaftler Detlef Müller-Böling hat einen herausragenden, fern seines Faches liegenden hochschulpolitischen Einfluß ausüben können. Dank der Bertelsmann-Stiftung, deren von der Hochschulrektorenkonferenz mitgetragenes Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) er seit 1994 leitete, das in den beiden Dekaden nach 1990 als deutsche Denkfabrik der Bologna-Reform agierte. Müller-Bölings Programmschrift „Die entfesselte Hochschule“ (2000) enthielt die komplette Agenda dieses Abschieds von Humboldts am Primat der Allgemeinbildung orientiertem Universitätsmodell. Heute sieht ihr zufriedener Autor seine Visionen vollauf verwirklicht. Die deutschen Hochschulen seien auf breiter Front unabhängiger, wirtschaftlicher, wettbewerbsfähiger,  internationaler und zuletzt auch, als Effekt der Corona-Pandemie, digitaler geworden (Forschung & Lehre, 8/2020). Zudem hätten sie sich seitdem nicht länger wissenschaftsfremden Anforderungen wie Demokratisierung der Gesellschaft oder Ausländerförderung unterworfen, sondern sich auf ihre Kernkompetenzen besonnen: Forschung und Lehre. Insoweit seien die Hochschulen auch sukzessive immer wissenschaftlicher geworden. Was durch rein quantitative CHE-Messungen, Peer-Evaluationen und Publikationsanalysen angeblich objektiv zu überprüfen sei. 


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