© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/20 / 04. September 2020

Umwelt
Armins Emma
Paul Leonhard

Emma ist leicht zu erkennen. Sie hat einen breiten Körper mit hohem Rücken und ist nicht so grätenreich. Und sie schmeckt gut. Armin Kittner ist mit seiner Züchtung, einer Kreuzung aus Schuppenkarpfen und Karauschen, zufrieden. Nur daß er ihr den Namen seiner Tochter gegeben hat, behagt ihm nicht mehr. Der Teichwirt in der Oberlausitz hat Emma auf der Sächsischen Karpfenwoche 2013 erstmals vorgestellt – aber warum? Wegen des „Vogels des Jahres 2010“, dem immer zahlreicher werdenden Kormoran. Der im 20. Jahrhundert in Mitteleuropa fast ausgerottete gänsegroße Vogel fällt mit Vorliebe in Schwärmen über Teiche her. Er darf daher sogar im Umkreis von 200 Metern um „fischereiwirtschaftliche Anlagen“ gejagt werden – was bei Vogelschützern für Schnappatmung sorgt.

Antwort auf die Anforderungen des Naturschutzes und die Interessen der Teichwirte.

Der Emma-Hybridfisch soll eine Antwort auf die Forderungen des Naturschutzes bezüglich Fischjägern (Kormorane, Grau- und Silberreiher, Seeadler, Fischotter) und wirtschaftlichen Verlusten von 20 bis 30 Prozent des Teichbesatzes sein. Emma ist „relativ kormoranfest“ – sprich: Die Raubvögel haben Probleme, diese Fische zu erbeuten, vor allem aber zu verschlingen. Offenbar haben das die Räuber im Gegensatz zu den anderen Teichwirten schnell begriffen, denn einerseits betont Kittner, daß die Verluste unter den Emma-Fischen deutlich geringer sind als bei Karpfen oder Schleien, andererseits ist die Neuzüchtung fast ausschließlich in den von Kittner bewirtschafteten über 43 Teichen anzutreffen. Der Oberlausitzer kann noch weitere Vorteile aufzählen: Emma komme besser mit dem Klimawechsel und dem damit verbundenen Sauerstoffmangel in den Gewässern klar. Sie fühle sich auch bei Wassertemperaturen von 30 Grad wohl und sei weniger anfällig für das höchst infektiöse Koi-Herpesvirus (KHV).

 www.teichwirtschaft-kittner.de