© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/20 / 11. September 2020

Zitate

„Die heutigen linken Frischlinge kennen das Arbeiterethos nicht einmal mehr vom Hörensagen. (...) Sie träumen von der Freizeitgesellschaft und dem bedingungslosen Grundeinkommen. Unglaublich eigentlich. Damit nehmen sie dem arbeitenden Menschen – dem Arbeiter – den Stolz und treiben ihn in die Abhängigkeit vom Staat. Es ist aber die Arbeit, die uns Würde verleiht, egal, ob wir – wie einst die Jäger – ein Mammut erlegen oder an der Supermarktkasse oder auf dem Bau oder in der Fabrik hart arbeiten. Weil ich so denke, bin ich ein Linker, aber eben kein Neulinker.“

Frank A. Meyer, in der „Neuen Zürcher Zeitung“ vom 2. September





„Wenn Donald Trump so regiert hätte, wie es sein Berater Stephen Bannon im Wahlkampf 2016 versprochen hatte – nämlich als einwanderungsfeindlicher Sozialdemokrat –, dann hätte er heute hohe Zustimmungsraten. Trump hat aber (außer in der Frage des Freihandels) so regiert, wie es die ökonomische Rechte wollte: Senkt die Steuern der Reichen, befreit die Wirtschaft von allen Regularien!“

Kurt Andersen, US-Publizist, in der „Welt“ vom 2. September





„Der dramatisierte ‘Sturm’  (…) lenkte so von einer der größten Demonstrationen der letzten Jahre ab, die sich mit Zehntausenden Teilnehmern gegen die Maßnahmen der Regierung in der Corona-Krise richtete. Die Reichsbürger-Aktion wurde als Teil der Corona-Demonstration abgehandelt und deren Teilnehmer wurden pauschal als Verschwörungstheoretiker, ‘Covidioten’ oder Verfassungsfeinde diskriminiert.“

Wolfgang Bittner, Publizist, auf den „Nachdenkseiten.de“ am 4. September





„Ich hörte einen Zyniker scherzen: ‘Ob eine Demo in Deutschland von Linken ist oder von normalen Leuten, erkennst du daran, ob die Demonstranten auf die Polizei einschlagen oder andersrum.’“

Dushan Wegner, Publizist, auf Twitter am 5. September





„Der heutige Westen sieht sich einer weitgehenden Sinnentleerung seiner sprachlichen Mittel gegenüber. Überall bezichtigen sich die verschiedensten Parteien, in die unsere Gesellschaft zerfällt, gegenseitig der diktatorischen Anmaßung, wittern hinter allen Versicherungen nur geschickten Betrug (...). Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichheit, Vielfalt, Toleranz – alle diese Begriffe sind mittlerweile so sehr in ihrer Bedeutung überdehnt worden, daß auch die ursprünglich dahinterstehenden Überzeugungen zunehmend ihre Glaubwürdigkeit verloren haben und jeglicher Form von Gesetzesbeugung allmählich Tür und Tor geöffnet wird.“

David Engels, Althistoriker, in der „Tagespost“ vom 6. September





„Es ist heute so gut wie vergessen, daß Axel Schultes ein ‘Bürgerforum’ vor dem Bundeskanzleramt geplant hatte. Gebaut worden ist es nie, stattdessen findet man einen toten Raum mit Straßen und Trampelpfaden. Demonstrieren dürfen die Bürger, wenn überhaupt, heute nur während der sitzungsfreien Zeit. Doch was ist der Sinn von Nachrichten an die Volksvertreter, wenn die Adressaten gar nicht vor Ort sind?“

Jan-Werner Müller, Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin, im „Tagesspiegel“ vom 7. September