© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/20 / 11. September 2020

Blick in die Medien
Steimles neue Welt
Gil Barkei

Uwe Steimle ist nicht klein zu kriegen. Ein Dreivierteljahr nachdem der MDR den Kabarettisten vor die Tür setzte, weil er „die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Frage gestellt“ habe (JF 51/19), und selbst Petitionen der treuen Zuschauer (JF 7/20) keine Rückkehr ins Programm brachten, hat der unbeirrbare Sachse sein erfolgreiches Format nun einfach auf Youtube wiederbelebt. Vergangene Woche startete „Steimles (Neue) Welt“ auf dem Kanal des Unterhaltungskünstlers. Dort trifft er in 90minütigen Folgen „Menschen, hört ihre Geschichten, stellt Fragen und läßt sie reden“ – eines haben sie gemeinsam: „Die Liebe zur Heimat.“ 

Die Online-Zuschauer freut es. „Danke, unser Uwe ist wieder da, habe furchtbar lange warten müssen“, schreibt einer in den Kommentaren. Ein anderer stellt fest: „Wer braucht schon ARD, ZDF oder MDR.“

Das Geld der Förderer fließt in die Neuauflage des bewährten Formats.

Über fünf Monate hat Steimle, der zuvor wenig mit sozialen Medien am Hut hatte, seinen Kanal „Steimles Welt“ (37.600 Abonnenten) und eine gleichnamige Netzseite aufgebaut – unterstützt von Fans, die auf ihren Fernsehmoderator nicht verzichten wollen. Einmal die Woche veröffentlichte der Dresdner seinen „Abendgruß“, der später durch das wöchentliche Format „Sonntag: Steimle“ ersetzt wurde. Auch eine eigene Talkrunde brachte er zusammen: Am „Dialekt-Tisch“ spricht Steimle mit der Buchhändlerin Susanne Dagen, dem Superillu-Politikchef Gerald Praschl und dem Besitzer des jüdischen Restaurants „Schalom“ in Chemnitz, Uwe Dziuballa. 

Für eine Mitgliedschaft für fünf Euro auf steimles-welt.de erhalten Förderer zudem „Zugang zu exklusiven Beiträgen und Outtakes, die sonst niemand zu sehen bekommt“. Das Geld fließt in die Produktion von „Steimles (Neue) Welt“, die sich im Vergleich zum öffentlich-rechtlichen Vorgänger kaum verändert hat. So funktioniert Publikums(ein)bindung!