© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/20 / 11. September 2020

Frisch gepresst

Massenmigration. Jacqueline Bhabha, geboren 1951 in Bombay als Tochter jüdischer, nach 1933 aus Deutschland emigrierter Eltern, ausgebildet in Oxford, lange tätig am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, bevor sie 2001 eine akademische Karriere als Professorin für Menschenrechte in Harvard einschlug, wo ihr indischer Ehemann Homi K. Bhabha „Postkolonialismus“ lehrt, gehört zu den intellektuellen Verfechtern der globalistischen Ideologie, wonach Massenmigration grundsätzlich „positive Auswirkungen“ habe, wie es im UN-Migrationspakt von 2018 heißt. Bhabhas jüngste unter ihren zahllosen für „Mobilität als Menschenrecht“ werbenden Publikationen, ein Büchlein mit dem in der deutschen Ausgabe des Hamburger Instituts für Sozialforschung als rhetorische Frage formulierten Titel „Migration als Krise?“ (im US-Original von 2018 klingt es sachlicher: „Can We Solve The Migration Crisis?“), könnte denn auch als Strategiepapier für die Umsiedlungsplaner der UN, des Davoser Weltwirtschaftsforums oder George Soros’ Open Society Foundations taugen. Allerdings mit einer beachtlichen Einschränkung, die die Herren und Diener des großen Geldes schockieren müßte, hielten sie nicht für beruhigend illusionär, was Bhabha zur „Verzweiflungsmigration“ vorträgt: Der Zustrom in den globalen Norden ließe sich nur dann wenigstens drosseln, wenn die „massiv ungleiche weltweite Wirtschaftsordnung“ durch eine Ordnung grenzenloser Gleichheit ersetzt würde. (wm) 

Jacqueline Bhabha: Migration als Krise? Wie ein Umdenken möglich ist. Hamburger Edition, Hamburg 2020, gebunden, 142 Seiten, 12 Euro 





Fritz Haarmann. „Er wurde am 15. April 1925 hingerichtet, an einem schönen kalten Tag, im Zuchthaus an der Cellerstraße, das von einer Mauer aus rotem Backstein umgeben ist. Aus einer Ecke wuchs eine kleine Birke, die einzige Pflanze weit und breit.“ So beginnt das letzte Kapitel in Dirk Kurbjuweits glänzend geschriebenem Kriminalroman über den Serienmörder Friedrich („Fritz“) Haarmann. Der homosexuelle Triebtäter tötete zwischen 1918 und 1924 über zwanzig Jungen und junge Männer. Kurbjuweit erzählt, eingebettet in Weimarer Zeitkolorit, fesselnd diesen monströsen Fall und von den Ermittlungen gegen den Schlächter von Hannover. (tha)

Dirk Kurbjuweit: Haarmann. Ein Kriminalroman. Penguin Verlag, München 2020, gebunden, 316 Seiten, 22 Euro