© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/20 / 18. September 2020

Keine Maximalvorwürfe gegen den Politologen Achille Mbembe
Schützenhilfe für den „Lichtmacher aus Afrika“
(ob)

Der schwarzafrikanische Politologe Achille Mbembe ist ein mit Preisen überhäufter Liebling des bundesdeutschen Kulturestablishments. Vor allem im Auswärtigen Amt (AA) hält das vielfach noch zu Frank-Walter Steinmeiers Zeiten installierte Führungspersonal große Stücke auf diesen „wichtigen Gesprächspartner“, wie ihn der Steinmeier-Intimus und seit 2014 die deutsche auswärtige Kulturpolitik dirigierende Andreas Görgen tituliert. Für AA-Staatssekretärin Michelle Müntefering (SPD) ist er gar ein „Lichtmacher aus Afrika“ und Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) eröffnen seine Pamphlete „Perspektiven für die Zukunft“. Die kann für die Bundesrepublik nur düster aussehen, denn der auf moralische Erpressung spezialisierte Mbembe fordert von den Deutschen wie von allen Europäern Bereitschaft zur Duldung von Massenmigration, als Sühneleistung für „kolonialrassistische Schuld“. Damit müsse eine radikale Umgestaltung des westlichen Kulturbetriebs einhergehen, der sich an Werten der einströmenden „diversen Bevölkerung“ zu orientieren habe. Nicht deswegen, aber wegen der schweren antisemitischen Schlagseite steht Mbembes „perfides Werk“ (Thomas Schmid, Die Welt vom 29. August 2020) seit Monaten in der Kritik. Die wird indes weiterhin von Apologeten übertönt. So beklagt die Theologin Ellen Ueberschär (Heinrich-Böll-Stiftung) zwar Mbembes „antijudaistische Stereotype“, will ihm aber weiter „Dialogräume offen halten“ (zeitzeichen, 7/2020). Und Cristina Nord, Leiterin des Berlinale Forums, rät, „Maximalvorwürfe“ gegen den Antisemiten abzumildern, um ihm einen „gesichtswahrenden“ Rückzug zur moderateren Israel-Kritik zu ermöglichen (Merkur, 7/2020). 


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