© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/20 / 18. September 2020

Blick in die Medien
Immer dieselben
Tobias Dahlbrügge

Wer schon lange das Gefühl hatte, daß in Fernsehtalkshows immer dieselben Gestalten herumsitzen, darf sich jetzt bestätigt sehen. Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte das Ergebnis einer Studie des linksliberalen Vereins „Das progressive Zentrum“ aus Berlin. Die „Denkfabrik“ untersuchte die Zusammensetzung der „Big 4“ unter den Talkformaten. Dazu analysierten die Urheber 1.208 Sendungen von „Anne Will“, „Hart aber fair“, „Maischberger“ und „Maybrit Illner“ in ARD und ZDF. 

Die Autoren beobachteten eine „Cliquenbildung“ in den Gesprächsrunden und bemängelten, daß diese mehrheitlich von immer denselben Bundespolitikern und Journalisten bevölkert werden. Zugespitzt formuliert die Studie: „Hauptstadtpolitik trifft auf Hauptstadtjournalismus“. Dies „verenge die Meinungsvielfalt“.

Nur opportune Gruppen wie FFF schaffen es von der Straße in den Talkshowsessel.

Als Beispiel für eine „Standardbesetzung“ nennt die Studie Norbert Röttgen (CDU), Jürgen Trittin (Grüne) und Sevim Dagdelen (Linkspartei). Die Verfasser unterstellen den Programmredakteuren Bequemlichkeit und eine gewisse Feigheit, da sie neue Gäste als „Risikofaktor“ betrachten würden. Allenfalls opportune Gruppierungen wie FFF schafften es „von der Straße in die Talkshowsessel“. Das sei eine Indoktrination, die von vielen Bürgern, deren Lebensrealität nicht von den üblichen Talk-Gästen abgebildet werde, so wahrgenommen würde: Finde sich ein Teil der Gesellschaft in der Debatte nicht wieder, führe das zu Entfremdung, wie etwa bei der Grenzöffnung oder in der Corona-Krise. Das führe zu Mißtrauen gegen das politische System und dem Vorwurf der „Lügenmedien“. Ob hier tatsächlich Einsicht der erste Schritt zur Besserung ist? Laut einer eigenen Auswertung der AfD waren übrigens ab dem 15. März in den großen Talk-Formaten von 71 geladenen Gästen 80 Prozent Vertreter der Koalitionsparteien CDU/CSU und SPD. Die AfD war hingegen kein einziges Mal vertreten.