© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/20 / 18. September 2020

Umfrage auf links getrimmt
Projekt „Es wird Zeit“: Arte fragt nach Zukunftsaussichten und „framt“ sich die Ergebnisse zurecht
Zita Tipold

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? – Niemand! Wer hat Angst vorm Klimawandel? 80 Prozent der Deutschen. Zu dieser vorläufigen Erkenntnis kommt zumindest die von Arte initiierte Umfrage „Es wird Zeit“ über Zukunftssorgen. Partner des Projekts sind neben Universitäten unter anderem „Reporter ohne Grenzen“, aber auch der japanische Ableger von „Fridays for Future“. 

Seit Mai haben sich bereits rund 382.000 Menschen den 133 Fragen zur „Zukunft des Klimas, des Planeten und des friedlichen Zusammenlebens“ gestellt. Im November sollen die Ergebnisse ausgewertet und in drei Themenabenden vorgestellt werden. 

Jedoch kann der Zwischenstand bereits vorab beobachtet werden, und der zeigt eine pessimistische Stimmung: 55 Prozent der bisherigen Teilnehmer glauben, daß ihre Zukunft im Vergleich zum Leben der Eltern „eher schlechter“ aussehen wird. Besonders interessant: Die Antworten lassen sich nach Herkunft, Alter und Geschlecht filtern. Dadurch erhält man einen genaueren Eindruck von der Wahrnehmung verschiedener Gruppen. Arte betont, sich vor allem für die Meinung der jungen Menschen zu „Umwelt- und Klimafragen, aber auch zur Zukunft der Gesellschaften, Wirtschaft und Demokratie im 21. Jahrhundert“ zu interessieren. Bei der Umfrage mitmachen darf aber jeder, unabhängig von seinem Alter, denn sie soll ein „Beitrag zum intergenerationellen Austausch und Verständnis“ sein. Der Test ist außerdem in acht Sprachen verfügbar. 

Schon bei der Auswahl der personenbezogenen Daten wird klar: An Politischer Korrektheit mangelt es nicht. Neben den klassischen Geschlechtskategorien stehen die Wahloptionen „nichtbinär“ und „divers“ zur Auswahl. Zudem spricht Arte die Umfrageteilnehmer mit Gendersternchen an. Dieses auf links getrimmte Schema setzt sich auch inhaltlich fort. Beispielsweise werden die Teilnehmer gefragt, ob sie sich als „Feminist*in“ empfinden oder ob Zuwanderung ihre Kultur bereichere. Den großen Schwerpunkt, um den sich letztlich alles dreht, setzt Arte gleich selbst: den Klimawandel. Ängste aufgrund von Migration oder Finanzkrisen scheinen nebensächlich zu sein und werden nur am Rande abgefragt. Stattdessen wollen die Initiatoren wissen, wie die Teilnehmer zu Elektroautos, Greta Thunberg oder Radikalität zur Rettung des Klimas stehen. Mit seiner Gewichtung gibt der Sender bereits vor, welche Sorgen die richtigen sind und lenkt die Ergebnisse  so in eine bestimme Richtung.