© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/20 / 18. September 2020

Meldungen

Zweinutzungsrassen für die Geflügelwirtschaft

BERLIN. Dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) reicht das für Ende 2021 gekündigte Verbot des Kükentötens nicht aus. „Jährlich werden 45 Millionen Küken getötet. Es ist gut, daß Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner handelt, aber sie handelt sehr spät“, erklärte BUND-Chef Olaf Bandt. „Die analytische Geschlechtsbestimmung bereits im Ei darf nur eine Zwischenlösung sein. Auch die Mast von Bruderhähnen kann nur für einen Übergangszeitraum sinnvoll sein, da diese Tiere sehr viel Futter benötigen und die männlichen Tiere kaum Fleisch ansetzen.“ Die bessere Alternative für die Geflügelwirtschaft seien Zweinutzungsrassen: „Diese Hühner sind generell robuster, gesünder und benötigen in der Folge weniger Medikamente. Das spart den Einsatz von Antibiotika und nützt wiederum der menschlichen Gesundheit“, so Bandt. (fis)

 www.bund.net





Zwiespältige Bilanz der Nachhaltigkeitspolitik

HYDERABAD. Nachdem verheerende Dürren den zentralindischen Bundesstaat Telangana periodisch heimgesucht hatten, stellten 2016 etwa 100 Dörfer nahe der Hauptstadt Hyderabad auf nachhaltige Landwirtschaft um. Es wurden Samenbanken aufgebaut, auf genmanipuliertes Saatgut verzichtet und angepaßte Methoden modernen Trockenlandbaus eingeführt, so daß nicht nur der Hunger aus den Dörfern verschwand, sondern in der akuten Corona-Krise konnte eine Dorfgemeinschaft sogar 20.000 Kilo Getreide an Notleidende spenden. Für den Indien-Experten Rainer Hörig und dortige Initiatoren ähnlicher Projekte wird dieser Beitrag zu Ernährungssicherheit und Ressourcenschonung durch die UN-Entwicklungspolitik konterkariert. Diese führe nicht auf den UN-Nachhaltigkeitspfad, sondern zu mehr Artensterben und Klimawandel, weil sie propagiere, daß nur Wirtschaftswachstum Armut und Hunger beende (Welt-Sichten, 7-8/20). (ck)

 www.rainerhoerig.com





Vanillin-Produktion aus der Zellstoffherstellung

MAINZ. Forscher der Universität Mainz haben eine Methode zur Gewinnung von Vanillin aus dem Holzbestandteil Lignin entwickelt. Der quantitativ bedeutendste Aromastoff wird bislang überwiegend aus Erdöl gewonnen. Zehntausende Tonnen landen jährlich in der Produktion von Lebensmitteln, Kosmetika und Medikamenten. Gleichzeitig sind jährlich weltweit 100 Millionen Tonnen Lignin bei der Zellstoffherstellung als Abfall angefallen und mußten verbrannt werden. Nur 0,2 Prozent der Gewürzmenge stammen noch aus der Vanillepflanze, die in Madagaskar, Mexiko sowie auf den Komoren und Réunion (Île Bourbon) angebaut wird (Natur, 8/20). (ck)

 www.aksw.uni-mainz.de





Erkenntnis

„Die Umstellung auf eine klimafreundlichere Landwirtschaft gelingt nur mit einer größeren Nachfrage von ökologischen und regionalen Produkten.“

Renate Künast, Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion für Ernährungspolitik und frühere Bundesministerin für Landwirtschaft