© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/20 / 25. September 2020

Stillstand in der Herzkammer
Sachsen: Die AfD fällt bei vielen Bürgermeisterwahlen im Freistaat deutlich hinter die Ergebnisse der Landtagswahl 2019 zurück
Björn Harms

In den vergangenen zwei Wochen blickte die sächsische Politik gespannt auf mehrere Bürgermeisterwahlen in den Kommunen des Freistaates. Würde es die AfD erstmals schaffen – sieben Jahre nach ihrer Gründung –, eines der begehrten Ämter zu gewinnen? Wo, wenn nicht im Bundesland Sachsen könnten die Voraussetzungen dafür besser sein? Am Sonntag abend folgte die Ernüchterung: Ein Bürgermeisterposten bleibt der Partei weiterhin verwehrt. Schlimmer noch: Die Kandidaten blieben zum Teil deutlich hinter den Erwartungen zurück. In Chemnitz etwa landete der AfD-Bundestagsabgeordnete Ulrich Oehme mit 12,2 Prozent der Stimmen lediglich auf Platz vier und fiel damit weit hinter die Ergebnise der Landtagswahl 2019 zurück, bei der die Partei in der drittgrößten Stadt Sachsens 25 Prozent erzielt hatte. Als Favoriten in den zweiten Wahlgang, bei dem die einfache Mehrheit reicht, gehen nun der SPD-Politiker Peter Schulze (23,1 Prozent) und Almut Patt von der CDU (21,4 Prozent). 

In Zwickau lag am Sonntag abend die CDU-Kandidatin Kathrin Köhler mit 31,5 Prozent vorn. Dahinter landete mit 21,7 Prozent Constance Arndt (Wählervereinigung „Bürger für Zwickau“). Auf Platz 3 folgte AfD-Kandidat Andreas Gerold (17 Prozent). Auch in Hoyerswerda landete AfD-Mann Marco Gbureck im bereits zweiten Wahlgang mit 16,2 Prozent nur auf dem dritten Platz. Ein Jahr zuvor hatte die AfD im Wahlkreis Bautzen 4, zu dem auch Hoyerswerda gehört, mit 34,4 Prozent der Stimmen das Direktmandat gewonnen.

Während die AfD in den drei Städten ohnehin nur mit Außenseiterambitionen startete, wurden der Partei in fünf kleineren Gemeinden weitaus größere Chancen ausgerechnet. Doch auch hier ging man leer aus. In der ostsächsischen Gemeinde Arnsdorf etwa lag Ilko Keßler (SPD) mit 37 Prozent knapp vor CDU-Bewerber Frank Eisold, der 36 Prozent der Stimmen bekam. Auf Detlef Oelsner von der AfD entfielen 27 Prozent der Stimmen. Bei der Landtagswahl 2019 hatte die AfD hier noch 34,4 Prozent erzielt. In der Gemeinde Steinigtwolmsdorf hatte die Partei damals sogar satte 42,5 Prozent der Erststimmen eingesammelt. Bei der Rathauswahl am Sonntag plazierte sich Kandidat Alexander Zapke jedoch mit 14 Prozent abgeschlagen hinter zwei anderen Bewerbern. In Stauchitz (Landkreis Meißen), wo die AfD zur Landtagswahl 38,8 Prozent der Direktstimmen erhalten hatte, kam ihr Kandidat Enrico Barth auf magere 7,4 Prozent. Er wurde Vierter von sieben Bewerbern.

Auch in der Gemeinde Ohorn setzte sich die parteilose Amtsinhaberin mit deutlichen 77,8 Prozent gegen die AfD-Kandidatin mit 22,2 Prozent durch. „Sicherlich hätten sich viele von uns auch einen Sieg gewünscht“, erklärte Landessprecher Jörg Urban im Nachgang der Wahlen. „Nichtsdestotrotz haben wir als eine junge politische Kraft achtbare Ergebnisse erzielt.“ 28 Bürgermeisterwahlen standen seit dem 6. September auf dem Zettel, achtmal stellte die AfD einen Kandidaten – achtmal Leerfahrt.