© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/20 / 02. Oktober 2020

Aufgeschnappt
Tragische Selbstanklage
Matthias Bäkermann

Im Konzert jüngster Selbstbezichtungen wollte auch Christopher Eisgruber nicht abseits stehen. Deshalb veröffentlichte der Präsident der US-Universität Princeton Anfang September eine kritsche Bestandsaufnahme über den herrschenden Rassismus an der Ivy-League-Eliteanstalt. „Rassismus und der Schaden, den er farbigen Menschen zufügt“, seien „in Princeton wie in unserer Gesellschaft immanent“, resümierte Eisgruber mit rechtschaffenem „Black Lives Matter“-Schaudern in einem Universitätsrundbrief. Außerdem habe Princeton die längste Zeit seiner Geschichte „absichtlich und systematisch Menschen anderer Hautfarbe, Frauen, Juden und andere Minderheiten ausgeschlossen“.

Wie das Magazin U.S. News & World Report vergangene Woche meldete, nutzte das US-Bildungsministerium umgehend Eisgrubers Selbstanklage, um gegen Princeton vorzugehen. Wie Staatssekretär Robert King der Universität schrieb, bestehe nun der Verdacht, daß Princeton gegen das „Program Participation Agreement“ verstoßen und damit seit 2013 unberechtigte Finanzhilfen für Bundesstudenten eingestrichen habe. Die Princeton-Leitung wies diese Vorwürfe aufgeschreckt in einer Erklärung zurück. Eisgrubers habe lediglich sagen wollen, daß er „wachsam im Streben nach Gerechtigkeit“ sei.