© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/20 / 02. Oktober 2020

Betrug mit einer sicheren und stabilen Wertanlage?
Wenn Gold nicht glänzt
Thomas Kirchner

Anfang August erzielte der Goldpreis einen neuen Rekord: 2.075 Dollar kostete die Feinunze (31,1 Gramm) in der Spitze. Doch trotz der Höchstkurse häufen sich Meldungen über Verluste von Anlegern. Allein in Deutschland drohen Kunden von drei Goldhändlern Ausfälle. Normalerweise kostet die sichere Lagerung von Gold Jahr für Jahr Gebühren. Entsprechend verlockend hören sich Angebote an, die Auslieferung des gekauften Goldes aufzuschieben und in der Zwischenzeit Zinsen zu erzielen.

Die Kölner Bonus Gold GmbH bot ihren Kunden immerhin 22 Prozent Rendite nach zwei Jahren. Das klingt phantastisch – aber kommt auf die Einzelheiten an. Bei Einlagerung in einer Großbank etwa kann der Kunde, sofern er über entsprechende Volumen verfügt, an Goldleiheprogrammen teilnehmen. Dabei wird das Edelmetall an Leerverkäufer verliehen. Die dabei anfallenden Gebühren decken die Lagerkosten. Nur hat man dann eben kein Gold mehr, sondern „hypothekiertes“ Gold.

Bei dem Angebot der ins Trudeln geratenen Anbieter etwa sollte das Gold von einem Netzwerk von Juwelieren in Europa in Hochzeitsschmuck verarbeitet werden, der dann etwa in der Türkei verkauft werden sollte. Auch hier waren die Anleger nicht mehr Halter von Gold, sondern finanzierten letztlich ein Unternehmen – einen Juwelier. Dafür hätte man eigentlich kein Gold gebraucht, eine Aktie oder Schuldverschreibung hätte es auch getan. Der Verdacht drängt sich auf, daß Gold nur als Trick gebraucht wurde, um unbedarfte Anleger in für sie unvorteilhafte Risiken zu locken.

Denn betrachtet man zweijährige türkische Staatsanleihen, dann hätte man ganz ohne unternehmerisches Risiko im Jahr 2019, je nach Datum des Einstiegs, zwischen zwölf und 25 Prozent Rendite bekommen – pro Jahr. Pim Gold in Hessen hatte ein ähnliches Angebot, dort gehen Ermittler inzwischen von einem Schneeballsystem aus. Das grundlegende Problem bei allen Gold- oder Rohstoff-Anlagen ist das Fehlen eines unternehmerischen Gewinns. Beim Erwerb einer Aktie hält man in der Regel einen Anteil am Gewinn, egal ob die Aktie Kursverluste oder -gewinne erzielt. Rohstoffe verursachen Lagerkosten. Gewinne können durch spekulative Kursschwankungen erzielt werden. Das bedeutet nicht, daß man Gold komplett meiden sollte, ein Anteil im Depot kann Kursschwankungen von Aktien und Anleihen teilweise abfedern.

Gerade für Klein- und Normalanleger ist es sinnvoller, Gold nicht als Barren, sondern in Papierform zu kaufen: als ETF, Warrant oder auch Futures. Kritiker monieren zu Recht, daß es sich bei diesen Finanzprodukten nicht um physisches Gold handelt. Doch die Kosten und Risiken des Erwerbs physischen Goldes überwiegen, wenn man nicht mindestens ein paar Dutzend Kilo in einem Schweizer Tresor lagert.