© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/20 / 02. Oktober 2020

DVD: Der Mann im Strom
Alternder Taucher
Werner Olles

Der pensionsreife Taucher Paul Hinrichs (Hans Albers) hat zwar wegen seines Alters keine Stellung mehr, will sich jedoch nicht damit abfinden, zum alten Eisen zu gehören. Nachdem er sein Geburtsdatum in seinen Arbeitspapieren gefälscht und sich um zehn Jahre jünger gemacht hat, bekommt er tatsächlich eine feste Anstellung bei der Hamburger Bergungsfirma von Egon Iversen (Hans Nielsen). Doch schon der erste Auftrag führt ihn schnell an seine Grenzen, aber weil der Witwer für seine beiden Kinder Lena (Gina Albert) und Timm (Roland Kaiser) sorgen muß, macht er unverdrossen weiter.

Als er zu einem besonders schwierigen Einsatz geholt wird, der Bergung eines auf Grund liegenden Schiffes, ist der über sechzigjährige Mann überfordert, und es kommt zu einem lebensgefährlichen Zwischenfall, den er nur knapp überlebt. Ausgerechnet sein junger Kollege Manfred Thelen (Helmut Schmid), der in Pauls Tochter Lena verliebt ist und sie heiraten will, wegen seiner charakterlichen Mängel aber von ihm abgelehnt wird, kann ihm in letzter Minute das Leben retten. Iversen sieht über Pauls Urkundenfälschung großzügig hinweg und gibt ihm eine neue Chance als Bergungsinspektor, während Paul endlich den jungen Thelen als seinen zukünftigen Schwiegersohn akzeptiert.

Eugen Yorks Hamburger Hafengeschichte „Der Mann im Strom“(1958) nach dem gleichnamigen Roman von Siegfried Lenz gibt Hans Albers die Gelegenheit zu einer einfühlsamen Charakterstudie über die Kümmernisse des Alterns. Beeindruckend und spannend inszeniert, ist der Film ein gediegen unterhaltendes, volkstümliches Melodram, das vornehmlich von der Ausstrahlung seines liebenswert-knorrigen Hauptdarstellers lebt, aber auch nicht mit hervorragend fotografierten (Kamera: Ekkehard Kyrath) Außenaufnahmen an den St. Pauli-Landungsbrücken, dem Neumühlen-Kai und Blankenese geizt. Geradlinig erzählt, ist der „Der Mann im Strom“ ein durchaus anrührendes und sensibel gestaltetes Drama. 2006 drehte Regisseur Niki Stein mit Jan Fedder in der Titelrolle eine Neuverfilmung des Romans.

Als Bonus bietet die DVD ein Beiheft mit vielen Bildern und einem Nachdruck der Illustrierten Filmbühne.

DVD: Der Mann im Strom. Pidax Film-Klassiker 2020, Laufzeit etwa 87 Minuten