© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/20 / 02. Oktober 2020

Radikale Wende in Chinas Politik der Geburtenbegrenzung
Zu wenig waffenfähige Männer
(ob)

Unter Mao Tse-tungs Führung verfolgte das kommunistische Regime seit der Gründung der Volksrepublik China eine geburtenfördernde Familienpolitik. Erst Maos rabiates Experiment, das Riesenreich im Schnellgang zu industrialisieren, das 1958 mit einer vierjährigen Hungerkatastrophe endete, brachte China auf den Pfad zur Ein-Kind-Politik der 1970er, da die neue Führungsriege mit einer niedrigeren Bevölkerungszahl einer erneuten Hungersnot vorbeugen wollte. Offiziell gilt diese drakonische Geburtenbegrenzungspolitik seit 2015 nicht mehr. Stattdessen will Peking nun wieder einen Babyboom bei Han-Chinesinnen auslösen, die mit einem Kind pro Frau international am unteren Ende der Fruchtbarkeitsstatistik rangieren. Für diese abrupte Wende sieht Lyman Stone vom Institute for Familiy Studies (Charlottesville, USA) zwei Gründe. Da die fruchtbareren Minderheiten dem Ein-Kind-Gesetz nicht unterworfen waren, stieg deren Anteil, was ihre geplante Assimilierung erschwerte (Welt-Sichten, 9/2020). Zudem sei absehbar gewesen, daß mit dieser Politik China 2080 weniger waffenfähige Männer haben würde als die USA und ihre Pazifikallianz. Für Stone ist indes unwahrscheinlich, daß die Geburtenraten bald oder jemals steigen werden, da der Staat Mütter traditionell schlecht stelle und auch jetzt nur zaghaft Mutterschaftsurlaub und Kinderbetreuung unterstütze. 


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