© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/20 / 09. Oktober 2020

Macron kündigt scharfes Vorgehen gegen Islamismus an
Irgendwo muß man anfangen
Jürgen Liminski

Der weltweit aktive radikale Islam hat zwei Waffen: Doktrin und Demographie. Beide schleust er mit der Zuwanderung überall ein, auch in Europa, auch in Frankreich. Staatschef Emmanuel Macron will nun wenigstens ein Schwert abstumpfen, indem er die Kinder der radikalen Islamisten schon ab drei Jahren in staatliche Schulen schicken und die Stätten der Indoktrination, die Moscheen, einem transparenteren Recht unterwerfen will. Das ist richtig. Bildung ist das beste Mittel gegen ideologischen Radikalismus. Aber sie bekämpft eben nur eine Waffe der Islamisten. Marine Le Pen hat mit dem Hinweis auf fehlende Maßnahmen bei der Zuwanderung den Finger auf das Manko in Macrons Konzept gelegt.

Nur: Irgendwo muß man anfangen, wenn man den Fanatikern Allahs die Stirn bieten will. Die Sicherheitsdienste Frankreichs kennen mehr als 150 „besetzte Gebiete“, Ghettos, in denen die Gotteskrieger das Sagen haben. Sarkozy wollte mit dem Kärcher durchgehen, Hollande ließ alles treiben, Macron will sie jetzt zurückerobern. Das ist auch eine Frage der Sicherheit. Dafür wird auf Dauer Bildung nicht ausreichen, mehr Polizeipräsenz auch nicht. Von den rund sieben Millionen Muslimen in Frankreich sind etwa 15 Prozent strenggläubig. Ihre Zahl wächst, auch durch Zuwanderung. Bei der Waffe Demographie muß Macron nachrüsten, sonst läuft seine – späte – Offensive ins Leere.