© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/20 / 09. Oktober 2020

Archäogenetiker auf den Spuren der Sklaverei-Geschichte
Keine Mobilität ohne Seuchenrisiko
(dg)

Anhand der beim U-Bahn-Bau in Mexiko-Stadt geborgenen sterblichen Überreste von drei Männern aus Afrika glaubt das Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte (Jena) die Geschichte von Deportation und Sklaverei wie auch die Zusammenhänge zwischen Mobilität und der Ausbreitung von Infektionskrankheiten präziser erfassen zu können. Das Schicksal der um 1530 in einem Massengrab beerdigten Afrikaner konnten Archäogenetiker um Johannes Krause mit einer Kombination von Methoden der Molekularbiologie, Isotopenanalyse, Bioinformatik und Archäologie zumindest grob umreißen (Max Planck Forschung, 2/2020). Ausweislich der genetischen Signatur ihrer Zähne handelt es sich um drei Männer aus dem südwestlichen Afrika, die zu den ersten der bis 1778 importierten 150.000 Sklaven zählten, die auf Plantagen und in Bergwerken der spanischen Kolonien die weniger robusten Indigenen als Zwangsarbeiter ersetzen sollten, die zudem massenhaft an den von den Invasoren eingeschleppten Krankheiten gestorben waren. Doch auch diese drei Schwarzafrikaner, deren Relikte deutliche Spuren von Gewalt und Unterernährung trügen, hätten Krankheitserreger als blinde Passagiere nach Neuspanien befördert. Man lerne daraus, daß die Mobilität des Menschen „immer schon die Gefahr mit sich brachte, daß Krankheitserreger sich ausbreiten können“. 


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