© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/20 / 16. Oktober 2020

Ein 30-Milliarden-Dollar-Programm für Schwarze oder Latinos
Systemisches Experiment
Thomas Kirchner

Daß Milliardäre wie Bill Gates oder George Soros ihr Privatgeld für politische Ziele einsetzen, ist bekannt. Jamie Dimon, Chef der größten US-Bank JPMorgan Chase, will nun unter dem Eindruck der „Black Lives Matter“-Proteste sogar ins laufende Geschäft eingreifen und innerhalb von fünf Jahren 30 Milliarden Dollar investieren, um die „Barrieren des systemischen Rassismus abzubauen“. Acht Milliarden fließen in neue und vier in die Refinanzierung bestehender Hypotheken, 14 Milliarden in die Finanzierung des sozialen Wohnungsbaus und zwei in Unternehmenskredite für Schwarze oder Latinos.

Im Vergleich zur Bilanz von 3,2 Billionen Dollar sind das nicht einmal 0,1 Prozent. Mit mehr als 34 Milliarden an Rückstellungen und Kapital von 191 Milliarden kann sich die siebtgrößte Bank der Welt dieses Experiment leisten – trotz der Kreditausfälle wegen der Corona-Krise. Allerdings erinnert der Dimon-Plan an die Zeit vor der Finanzkrise 2008, als Kreditnehmer ohne Bonität Hypotheken aufnahmen, die sie sich nicht leisten konnten. Der Konkurrenzkampf um das „Sub Prime“-Segment lief damals unter dem fairen „Zugang“ zu Wohneigentum für alle Einkommensgruppen. Nun wird wieder gehofft, durch verstärkte Kreditvergabe soziale Unterschiede ausgleichen zu können.

Derartige Kredite sind äußerst lukrativ, solange Immobilienpreise steigen. Dreht der Markt, droht eine Welle von Kreditausfällen, die Schuldner ins Elend stürzen. 2020 ist nicht 2007, als 5,1 Millionen Hypotheken „Sub Prime“ waren – derzeit sind es nur zwei Millionen. Doch wenn sich andere Institute dem JPMorgan-Vorbild anschließen, werden im Laufe der Zeit mehr und höhere Kredite vergeben, als die Empfänger bedienen können. Dimon ist US-Demokrat, hat aber seinen Unmut über die wirtschaftsfeindlichen Tendenzen seiner Partei geäußert. Weshalb der 64jährige jetzt auf den BLM-Zug aufspringt, bleibt unklar.