© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/20 / 16. Oktober 2020

GegenAufklärung
Kolumne
Karlheinz Weißmann

Unbegleitet I: Französische Medien berichten, daß in Paris 60 Prozent der Straftaten von „Unbegleiteten Minderjährigen“ begangen werden, die im Fall ihrer Festnahme entweder gar nicht oder nur lasch bestraft werden. Dabei besteht der – begründete – Verdacht, daß viele der Delinquenten eigentlich älter als von ihnen angegeben sind. Trotz wiederholter Aufforderung durch das Innenministerium und die Polizeipräfektur weigert sich die Bürgermeisterin von Paris – die Sozialistin Anne Hidalgo – aber, Maßnahmen zu ergreifen, um das wahre Alter der Täter festzustellen.

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Wenn ich meine bisherigen Begegnungen mit den Angestellten des Lieferdienstes eines sehr großen Versandunternehmens durchmustere, stelle ich fest, daß es in Deutschland an bestimmten Stellen unter bestimmten Umständen in bestimmten Milieus noch etwas wie ethnische und kulturelle Homogenität gibt.

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„Es sind die Traditionen, die uns definieren.“ (Mycroft Holmes)

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Die Serie „Deutschland“ endete nach „83“ und „86“ mit „89“. Der Schlußteil erzählt vom Zusammenbruch der DDR, der „friedlichen Revolution“ und der Wiedervereinigung. Letztlich fallen die Bösen und siegen die Guten, der Held bekommt das Mädchen und bricht mit ihm in ein neues Leben auf. Aber das ist eher Nebensache. Hauptsache ist das Ungewöhnliche der Produktion, die zwar gewisse Schwächen aufweist (vor allem, was die Sprache angeht, die von Anachronismen strotzt), aber vor allem ausgesprochene Stärken. Die betreffen nicht nur die Akribie, mit der das Ganze optisch in Szene gesetzt wurde, und die Süffisanz, mit der die Charaktere gezeichnet sind, sondern auch die Art und Weise, in der die Perfidie des DDR-Regimes und die menschliche Miserabilität seiner Träger nachgezeichnet werden oder das marionettenhafte Agieren der Deutschen diesseits wie jenseits der Zonengrenze, die an den Drähten zappeln, die ihre Schutzmächte führen.

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„Im Verborgenen Gutes tun! – Sinnvolle und sichere Jobs im Inlandsnachrichtendienst – Jetzt auf eine von vielen freien Stellen bewerben – Was wir bieten, wen wir suchen: verfassungsschutz.de/karriere“ (Von der Universitätsbibliothek Paderborn ausgelegtes Werbeblatt des Bundesamtes für Verfassungsschutz)

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Unbegleitet II: Auch der Täter, der den letzten islamistischen Anschlag in Paris verübt hat, gab sich als „unbegleiteter Jugendlicher“ aus. Mittlerweile ist diese Täuschung aufgedeckt. Die Kommentare bezogen sich normalerweise nur darauf, daß das Ziel erneut Charlie Hebdo war. Aber bemerkenswert schweigsam blieb man, wenn es um den Bericht eines pakistanischen Senders ging, in dem sich jemand als Vater des Attentäters bezeichnete und ausdrücklich erklärte, daß nicht nur er, sondern das ganze Dorf, aus dem der verhinderte Mörder stammt, stolz auf ihn sei, da er gegen die Ungläubigen ein Allah gefälliges Werk vollbracht habe.

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In einem Interview hat der gerade wiedergewählte polnische Präsident Andrzej Duda klargestellt: „Es gibt keine Nation, keinen Staat ohne eine Familie, die Kinder hat, die dafür sorgt, daß sich die Generationen erneuern, daß die Nation weiterbesteht und daß sie einen Staat schafft (…) wenn jemand sich als polnischer Patriot betrachtet, wenn jemand denkt, daß Polen erhalten bleiben sollte, daß unsere Nation fortbestehen muß, dann kann er keinen Zweifel haben, daß für all das die Familie eine fundamentale Bedeutung hat.“

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„Letztlich gelten aus Sicht vieler Vorurteilsforscher nur Personen als nicht vorurteilsbehaftet, die einer extrem egalitären Weltanschauung anhängen und die für eine bestimmte Art der Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik, wie sie etwa in Deutschland von den Grünen gefordert wird, eintreten. Damit wird der Begriff Vorurteil zu einem Kampfbegriff gegen politisch Andersdenkende. Die Befürchtung, daß ‘Rassismus’- und ‘Rechtsextremismus’-Studien nur die Vorurteile von linken Forschern belegen sollen, ist begründet, zumal die meisten Sozialwissenschaftler, die sich mit dem Rechtsextremismus auseinandersetzen, politisch dezidiert links stehen. Wer den Begriff des Rassismus inflationär ausweitet und tendenziell jeden, der nicht ‘Antirassist’ ist, zum Rassisten macht, wird mit Sicherheit die eigenen Vorurteile durch eine entsprechende Studie belegt finden.“ (Rainer Zitelmann in einem Artikel der Welt)

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Die Beziehungen zwischen Frankreich und Großbritannien zeigen sich zunehmend gespannt, angesichts der wachsenden Zahl von „Flüchtlingen“, die über den Kanal vom Festland auf die Insel zu gelangen versuchen. Der Guardian berichtete, daß London sogar plane, ein ehemaliges Frauengefängnis in Morton Hall, nahe Swinderby, zur Aufnahme der unerwünschten Neuankömmlinge bereitzuhalten, um sie sofort wieder Richtung Calais abzuschieben.

Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 30. Oktober in der JF-Ausgabe 45/20.