© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/20 / 16. Oktober 2020

Corona – die unvermeidliche Rückkehr globaler Killer
Nicht besonders gut vorbereitet
(dg)

Als das durch die Gründung der Vereinten Nationen beflügelte Denken in Kategorien der „Weltgesundheit“, die vom Ende aller Seuchen kündeten, bereits in seine eher resignative „postutopische Phase“ eingetreten war, konnte die Weltgesundheitsorganisation WHO wenigstens noch einen der versprochenen Triumphe feiern. Im Mai 1980 erklärte sie die Welt offiziell für „pockenfrei“. Sie verbuchte das als Erfolg ihres 1968 gestarteten globalen, von einem massiven Impfprogramm begleiteten Kampagne zur Bekämpfung dieser schon in der Antike verbreiteten Plage. Gemessen an der schrecklich langen Karriere der Pocken als „globaler Killer“, so berichtet der Freiburger Historiker Thomas Zimmer, der 2017 mit einer „Geschichte der internationalen Gesundheitspolitik“ hervortrat, fiel die Reaktion im Westen mau aus, da um 1980 ohnehin niemand mehr die Illusion hegte, die Menschheit stehe vor dem endgültigen Sieg über Infektionskrankheiten (Merkur, 7/2020). Zumal neue Plagen wie das Ebola-Fieber, die sogenannte „Schwulenseuche“ Aids oder das erste Sars-Virus (2002) deren unvermeidliche Rückkehr ankündigten. Als auch Europa bedrohende Gefahr hätten sie die Gesellschaften des globalen Nordens aber nicht wahrgenommen, so daß sie Anfang 2020 auf Sars-CoV-2 „nicht besonders gut vorbereitet gewesen waren“. 


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