© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/20 / 16. Oktober 2020

Meldungen

Grausame Strafen im frühen England bewiesen

CAMBRIDGE. Historischen Überlieferungen zufolge wurden diebischen Sklaven und Ehebrechern im England des 8. und 9. Jahrhunderts die Nasen und Lippen abgetrennt. Allerdings fanden sich bisher keine klaren archäologischen Belege für den Vollzug dieser Körperstrafe. Insofern ist die Entdeckung des Forscherteams um Garrard Cole vom University College in London eine kleine Sensation. Die britischen Wissenschaftler untersuchten jetzt den Schädel einer jungen Frau, der in den 1960er Jahren unweit des Dorfes Oakridge in der Grafschaft Hampshire ausgegraben worden war und nun auf die Zeit zwischen 776 und 899 n. Chr. datiert werden konnte. Dabei stießen sie auf eindeutige anatomische Spuren jener grausamen Gesichtsverstümmelung, von der die alten Gesetzbücher berichten (Online-Ausgabe von Antiquity vom 1. Oktober 2020). Darüber hinaus fanden die Forscher heraus, daß man die Delinquentin, welche offenbar nicht aus der Region stammte, vor ihrem Tode durch Verbluten auch noch skalpiert hatte. (ts)

 www.cambridge.org





Stadt Zürich: Geschäfte mit Sklavenhandel

ZÜRICH. Historiker der Universität Zürich publizierten jetzt einen Bericht über „Die Beteiligung der Stadt Zürich (...) an Sklaverei und Sklavenhandel vom 17. bis ins 19. Jahrhundert“. Darin dokumentieren sie unter anderem den Kauf von Anteilen an der englischen South Sea Company, welche für die Verschleppung von 37.000 Menschen aus Afrika und der Karibik verantwortlich war (Mitteilung der Universität Zürich vom 29. September 2020). Außerdem weisen Marcel Brengard, Frank Schubert und Lukas Zürcher nach, daß die Kommune über die Zinskommission Leu dänische Staatsanleihen erwarb, die der Finanzierung der Sklavenwirtschaft auf den Dänischen Antillen dienten. Ansonsten profitierte Zürich auch noch indirekt von der Sklaverei. So zum Beispiel durch den Verkauf sogenannter Indienne-Stoffe, also handbemalten Kattuns. Diese fungierten als Tauschgut bei Geschäften mit den einheimischen Sklavenhändlern in Westafrika. Gleichzeitig kamen die Rohstoffe für die Zürcher Textilindustrie oft von Sklavenplantagen in den USA. (ts)

 www.media.uzh.ch





Erste Sätze

Philosophie ist der Versuch, sich von einer bestimmten Art von Verwirrung zu befreien.

Ludwig Wittgenstein: Vorlesungen 1930–1935, Frankfurt am Main 1984





Historisches Kalenderblatt

19. Oktober 1945: Im Stuttgarter Schuldbekenntnis benennt die Evangelische Kirche in Deutschland erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg die Mitschuld der evangelischen Christen und Kirche an den Verbrechen des Nationalsozialismus.