© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/20 / 16. Oktober 2020

Haltungsnote
Schreck des Establishments
Gil Barkei

Einst waren Punks und ihre provokante Musik der Schrecken der Konservativen. Doch in einer Welt, in der linksgrüne Spießer längst die Sitten vorgeben und pingelig deren Einhaltung überwachen, sind Konservative und Rechte die neuen Punks. Und so mancher Alt-Iroträger zeigt Sympathie für die neuen Progressiven.

So wie der frühere „Sex Pistols“-Frontmann John Lydon alias Johnny Rotten, der gegenüber der BBC nun ankündigte, bei der US-Präsidentschaftswahl „selbstverständlich“ für Amtsinhaber Donald Trump zu stimmen.  „Er ist ein individueller Denker, das muß man ihm zunächst lassen. Er ist nicht der liebenswerteste Kerl auf Gottes Erde, aber ich kann nicht sehen, daß mir die Opposition eine Lösung anbietet“, sagte der chronisch unangepaßte 64jährige Brite, der die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt und sich gern schon mal selbstbewußt im „Make America great again“-Shirt ablichten ließ. Hauptsache gegen den Mainstream und das Establishment; Rotten bleibt sich treu. 

Bereits 2017 betonte der Punkrocker im englischen Fernsehen zur Brexit-Abstimmung: „Die Arbeiterklasse hat gesprochen, ich bin einer von ihnen, und ich stehe an ihrer Seite.“