© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/20 / 16. Oktober 2020

Frisch gepresst

Grüner Kapitalismus. Die farbliche Gestaltung, ein Untertitel mit Signalworten wie „weniger Ressourcen“ und „unseren Planeten retten“ – man könnte ein zeitgeistig-grünes Modebuch vermuten. Doch weit gefehlt. Der Autor, US-Ökonom und Dozent am Massachusetts Institute of Technology, verbindet Umweltschutz mit nachhaltigem Wirtschaften. Entgegen den grassierenden planwirtschaftlichen Tendenzen zum „grünen“, in Wirklichkeit roten Wirtschaftsumbau propagiert er im Anschluß an Adam Smith Kapitalismus als Lösung für Klima- und Ressourcenschonung. Denn „sozial ist prima; Sozialismus ist eine Katastrophe“. Herrlich zu lesen die Auseinandersetzung mit der Sowjetökonomie und aktuell mit Venezuela. Zahlengesättigt, anschaulich geschrieben, überzeugt der Autor durch die Kraft guter Argumente: McAfee protokolliert die Abnahme des Rohstoffverbrauchs, der Emissionen, der Ausbeutung der Erde und die Zunahme des Breitenwohlstands durch kapitalistischen Fortschritt. Um Profit zu erzeugen, erfinden und optimieren Firmen Technologien. Das Buch steht in der Endauswahl zum Deutschen Wirtschaftsbuchpreis – ihm ist wärmstens der erste Preis zu wünschen! (ru)

Andrew McAfee: Mehr aus weniger. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2020, gebunden, 378 Seiten, 26 Euro





Boris Johnson. Gern werden sie in einen Topf geworfen – Großbritanniens Premier Boris Johnson, Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro sowie US-Prädident Donald Trump. „Brüder im Geiste“ des rechten Populismus nennt sie nicht nur der Berliner Tagesspiegel. „Könnte der Bad Boy der britischen Politik der nächste britische Premierminister werden?“ fragt gar das Diplomatic Times-Magazin Ende Mai 2019. Johnson gewann mit einem Erdrutschsieg und setzte gegen enorme Widerstände den Brexit durch. Bad Boy? Jan Roß sieht das anders. Alexander Boris de Pfeffel Johnson sei sicher nicht der mächtigste Staatsmann unserer Zeit und auch schwerlich der beste, aber vielleicht der interessanteste, so der Politikredakteur der Zeit und vormalige FAZ-Feuilletonautor in seinem kurzweiligen Portrait über Britanniens Premier. Entgegen vieler negativer Stereotype sei Johnson „kein Hasser und Hetzer, kein Aufpeitscher des verunsicherten weißen Mannes gegen Feminismus, Islam oder Einwanderung“. (ctw)

Jan Roß: Boris Johnson. Porträt eines Störenfrieds. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2020, broschiert, 173 Seiten, 18 Euro