© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/20 / 23. Oktober 2020

Meldungen

Fischer-Verlag kündigt Autorin Monika Maron

BERLIN. Der S. Fischer Verlag hat die Zusammenarbeit mit seiner Stammautorin Monika Maron nach 40 Jahren beendet. Als Grund vermute sie ihre Äußerungen über den Islam und die Flüchtlingspolitik, sagte die 79jährige Schriftstellerin der Welt am Sonntag. Ihre Ansichten reichten aus, „um als neurechts oder sogar rassistisch zu gelten“. Marons Verlag hatte die Veröffentlichung eines Essaybandes in einer „neurechten Edition“ mit dem Namen „Exil“ kritisiert. Diese wird von der Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen herausgegeben. Der S. Fischer Verlag hatte beanstandet, daß auch der Verleger Götz Kubitschek den Band vertreibt. Die Buchhändlerin sei eine Freundin, bei der sie seit über zwanzig Jahren Bücher vorstelle, schilderte Maron. „Für mich ist sie nicht neurechts, sondern eine Oppositionelle, die manchmal auch übers Ziel hinausschießt. Daß Kubitschek ihre Bücher vertreibe, habe sie hingegen nicht gewußt. Er vertreibe aber auch ihre Fischer-Romane. Der S. Fischer Verlag habe bereits 2018 eines ihrer Bücher beanstandet. Bei „Munin oder Chaos im Kopf“ (JF 17/18) habe es „allerlei Bedenken“ gegeben. Ihr sei damals gesagt worden, man wolle sie vor sich selbst schützen, sagte Maron. Sie sei mit einigen politischen Entwicklungen nicht einverstanden. Beispielsweise wehre sie sich gegen Gendersprache, weil ihr dieses „Kauderwelsch“ zusetze. Zudem störe sie das islamische Kopftuch, das sie als Zeichen der Unterdrückung, nicht als Symbol religiöser Freiheit betrachte, verdeutlichte die Autorin. Sie höre auf ihren Lesungen wiederkehrend drei Sorgen als Konsequenz dafür, etwas vermeintlich Falsches zu sagen: Die Angst vor Ausgrenzung, Streit mit der Familie oder davor, die Arbeit zu verlieren. Schuld an der vermeintlich unversöhnlichen Debattenkultur seien ihrer Ansicht nach Entwicklungen seit 1968. „Die Achtundsechziger traten ihren Marsch durch die Institutionen an und besetzen heute wichtige Positionen in den Medien, in Schulen, Universitäten und zum Teil auch in der Politik. Sie sind Establishment geworden, empfinden sich aber immer noch als Opposition“, verdeutlichte Maron. Es gebe eine Opposition der Mächtigen gegen andere Überzeugungen. Damit schafften sie „ein Klima, in dem alle dreimal überlegen, was sie sagen dürfen, ohne daß man über sie herfällt. Repressionen sind dazu gar nicht nötig“, beanstandete die Autorin. Zuletzt veröffentlichte Monika Maron im S. Fischer-Verlag das Buch „Artur Lanz“ (JF 37/20), das von einem Mann handelt, der sich danach sehnt, ein Held zu sein. (zit/tha)

 Kommentar Seite 2





Sprachpranger

Volkswagen Way to zero

Werbespruch für den neuen vollelektrischen Kompaktwagen ID.4 mit „lokal emissionsfreiem Fahrspaß“