© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/20 / 30. Oktober 2020

Zeitschriftenkritik: Freilich
Populismus und Ideologien
Werner Olles

Das zweimonatlich erscheinende „Magazin für Selbstdenker“, Freilich, befaßt sich in seiner aktuellen Ausgabe (Nr. 10/2020) als Schwerpunkt mit dem Thema „Populismus“. Der Philosoph Alain de Benoist beantwortet die Frage, wer eigentlich herrsche, Demos oder Populus, kurz und bündig: „Weder Demos noch Populus (und noch weniger Ethnos).“ Die Macht befinde sich heute „in den Händen einer oligarchischen Klasse, die ihre eigene Ideologie besitzt“. Der Graben, der diese Klasse vom Volk trenne, werde immer tiefer. „Government“ sei durch „Governance“ ersetzt worden. Die „Metaphysik der Menschenrechte“ erkenne die Gültigkeit keiner demokratischen Entscheidung an, die den liberalen Prinzipien abträglich sein könnte. Der Populismus sei weder „rechts“ noch „links“, vielmehr gehe es um „Liberale gegen Antiliberale, Globalisten gegen Verwurzelte, Kosmopoliten gegen Identitäre, Anywheres gegen Somewheres“. Er glaube nicht daran, „daß im gegenwärtigen Stadium Reformen die Situation wandeln können“. Erforderlich sei eine globale Alternative, die zur endgültigen Aufgabe der dominierenden Ideologien führe: „Fortschrittsideologie, Ideologie der Ware, Primat der Wirtschaft über die Politik, des Individuums über die Gemeinschaft, Ideologie der Menschenrechte etc.“. Den Rest besorge die Konjunktur.

Mit dem „kurzen Sommer des Populismus“ beschäftigt sich ein Autorenkollektiv. In Deutschland prognostizierten Beobachter 2019 einen europäischen Rechtsruck. Indes blieb dieser aus, die AfD wurde zu einem „Problemfall“, den neben der aggressiven Strategie der politisch-medialen Eliten auch hausgemachte Probleme verursachten. Drei Jahre nach Gaulands „Wir werden sie jagen“ werde die AfD von den Mainstream-Medien, den politischen Gegnern und staatlichen Behörden gejagt, vom Verfassungsschutz öffentlich zum „Prüffall“, der „Flügel“ und die Junge Alternative zu „Verdachtsfällen“ erklärt. Die Taten wirrer Amokläufer nutzten Lückenmedien und Politik, um die Partei in die Nähe des Rechtsterrorismus zu rücken, während SPD-Politiker sie demagogisch gar als „politischen Arm des Rechtsterrorismus“ diffamierten.

Der Lagebericht für Frankreich fällt positiver aus, gab es hier doch immer eine große rechte Partei, den Front National, der unter Marine le Pen und ihrer rechtspopulistischen Stilistik zum Rassemblement National wurde und sich als „weder rechts noch links“, sondern „patriotisch, populistisch, souveränistisch“ bezeichnet. Auch Italien ist mit Salvinis Lega, Melonis Fratelli d’Italia und Berlusconis Forza Italia gut aufgestellt und dominiert nach den erfolgreichen Regionalwahlen 2020 in allen Umfragen. Am schlimmsten traf es die FPÖ, deren Erfolgsserie jäh gestoppt wurde durch die Ibiza-Affäre. Die Fallhöhe war beträchtlich, im Umfragen liegt sie bei 14 Prozent, während es 2016 fast doppelt soviel waren. Doch wird die Tragödie der FPÖ notwendig zu einer Besinnung und Erneuerung führen müssen.

Kontakt: Freilich Medien. Mandellstr. 7, A-8010 Graz. Das Einzelheft kostet 13 Euro, ein Jahresabo 85 Euro.

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