© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/20 / 30. Oktober 2020

Meldungen

Thüringergrab: Kein Harem für das Jenseits 

LONG ISLAND CITY. Im Sommer 2020 entdeckten Archäologen vom Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) unter Arnold Muhl bei ihrer Routinegrabung im Vorfeld der Errichtung von Geflügelmastställen nahe der Ortschaft Brücken-Hackpfüffel im sachsen-anhaltischen Landkreis Mansfeld-Südharz die Reste eines Friedhofs aus der Zeit des kurzlebigen frühmittelalterlichen Königreichs der Thüringer. Damals vermeldete die Presse, bei sieben der ausgegrabenen 60 Toten, die irgendwann vor dem Jahre 531 n. Chr. bestattet worden sein müssen, handele es sich um einen germanischen Herrscher mitsamt seines rituell getöteten „Harems für das Jenseits“. Doch das war offensichtlich voreilig, wie jetzt das Fachblatt Archaeology schreibt (Online-Ausgabe vom 14. Oktober 2020). Weder stehe fest, ob dem fraglichen Septett tatsächlich Personen beiderlei Geschlechts angehörten, noch gebe es Belege für Opferungen. Spektakulär sei lediglich die Seltenheit derart intakter Grabanlagen aus der Zeit der Völkerwanderung. (ts)

 www.archaeology.org





Fischerreirechte: Privileg von 1666 für die Flamen

BRÜSSEL. Im Zuge der Verhandlungen über die Brexit-Bedingungen wird auch um die künftigen Fangrechte für EU-Fischer in britischen Gewässern gestritten. Nach dem Willen Londons sollen diese zum 1. Januar 2021 erlöschen. Allerdings glaubt man nun in der belgischen Region Flandern, noch ein As im Ärmel zu haben, um zumindest dem Gros der eigenen Fangflotte von 67 Kuttern weiterhin Zugang zu den britischen Küstengewässern verschaffen zu können. Das ist das Privileg, mit dem der englische König Karl II. 50 Fischerbooten aus der flämischen Stadt 1666 „ewigen Zugang“ zu den Fanggründen seines Landes gewährt hatte (Online-Ausgabe von Politico Europe vom 8. Oktober 2020). Aus Sicht der flämischen Fischereiministerin Hilde Crevits besitzt das Dokument unbegrenzte Gültigkeit. Dies sei 1820 auch von einem britischen Anwalt bestätigt worden. Gleichzeitig kann aber niemand in Brüssel ausschließen, daß irgendwelche Gesetze aus der Zeit nach 1820 existieren, welche die Bestimmungen der Charta aufheben. (ts)

 www.politico.eu





Erste Sätze

Eine allgemeine Beobachtung lehrt, daß das vollausgeprägte Wesen geschichtlicher Erscheinungen schon in den Ursprüngen andeutungsweise sichtbar ist.

Horst Rüdiger: Wesen und Wandlung des Humanismus, Hamburg 1937





Historisches Kalenderblatt

30. Oktober 1980: Die DDR hebt den visafreien Verkehr zur Volksrepublik Polen auf. Das sozialistische Bruderland wird in Ost-Berlin zunehmend als Gefahr eingeordnet, nachdem dort nach den August-Streiks die freie Gewerkschaft Solidarnosc entstanden war.