© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/20 / 06. November 2020

Blick in die Medien
Geldgeber Google
Tobias Dahlbrügge

Google ist zum weltweit größten Förderer von Medien geworden. Die Geldströme zeichnet die aktuelle Studie „Medienmäzen Google“ der Otto-Brenner-Stiftung und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) nach, über die netzpolitik.org als erstes berichtete. 21,5 Millionen Euro „verschenkte“ der US-Datenriese an deutsche Medienhäuser und Projekte. Nach Europa insgesamt flossen in den vergangenen sieben Jahren mehr als 200 Millionen Euro über den großen Teich. 

Den Großteil in Deutschland kassierten Wirtschaftswoche, Deutsche Welle, Handelsblatt, Spiegel und DuMont. Etwa ein Viertel ging an kleinere Start-ups, die Lösungen für das digitale Nachrichtengeschäft entwickeln. Je zehn Prozent bekommen Universitäten und öffentlich-rechtliche Anstalten.

Die Sorge vor „Selbstzensur“ und „korrumpierender Nähe“ wächst.

Nach Deutschland liegt Frankreich mit 19,5 Millionen Euro auf Platz zwei der Empfänger. Fast 90 Prozent des „Digital News Initiative“-Fonds gingen nach Westeuropa; osteuropäische Medien erhielten lediglich Krümel.

Von den geförderten Einzelprojekten arbeiten die meisten an automatisiertem Journalismus, wie beispielsweise einem Programm, das aus Statistiken selbsttätig Lokalgeschichten generiert. Weitere Geldregen gingen auf sogenannte „Faktenchecker“ und Community-Plattformen nieder.

Google wählt seine Glückskinder gezielt aus und sieht darin ein strategisches Instrument. Die von den Studien-Autoren Ingo Dachwitz und Alexander Fanta (selbst von Googles Fellowship gefördert) befragten Nehmer erklärten, daß der Konzern keine Versuche mache, die Berichterstattung über sich zu beeinflussen. Doch mehrere Journalisten fürchten, die Zuwendungen würden zu „Selbstzensur“ und „korrumpierender Nähe“ führen. Immerhin spendiert Google auch Journalisten-Trainings und -Events. Es drohe ein Verrutschen von „publizistischen und wirtschaftlichen Interessen“.