© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/20 / 13. November 2020

Lesereinspruch

Bedeutung unterschätzt

Zu: „Tillys erstes Bravourstück“ von Ralf Fritzsche (JF 46/20)

Die Bedeutung der Schlacht auf dem Weißen Berg 1620 wird erheblich unterschätzt, schreibt man ihr nur bezüglich Böhmens „weitreichende Folgen“ zu. Zudem ist zu korrigieren: Die Übermacht der kaiserlich-ligistischen Seite mit 40.000 gegen 13.000 ist enorm übertrieben. Laut Standardwek von Olivier Chaline (1999) standen 25 bis 30.000 Mann gegen 20 bis 22.000. Die Stärke der böhmisch-pfälzischen Position war weniger in der Höhenstellung begründet, die nur auf dem rechten Flügel durch steile Abhänge formidabel war, als durch den Umstand, daß am Fuß des Berges der Littowitzer Bach mit seinen sumpfigen Ufern entlangfloß. Die Katholiken mußten ihn auf einer einzigen Brücke überschreiten, was im Falle eines sofortigen Gegenangriffs auf die noch nicht ganz formierte Armee gefährlich hätte werden können. Deshalb hatte sich der kaiserliche Kommandeur Buquoy der Angriffsabsicht Tillys widersetzt. Er konnte sich aber gegen den von der Autorität Maximilians und des charismatischen Karmelitenpaters Dominicus a Jesu Maria gestützten ligistischen Feldherrn nicht durchsetzen.

Dr. Marcus Junkelmann M.A., Mainburg