© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/20 / 20. November 2020

Scherz der Woche
Satire, Ironie und tiefere Bedeutung
Christian Vollradt

Was früher mal als „Satire“-Truppe galt, ist mittlerweile zur politischen Resterampe geworden. Die Partei „Die Partei“ hat nicht immer recht, aber nun einen ersten Abgeordneten im Bundestag: Marco Bülow, 49 Lenze jung und früher mal eine Nachwuchshoffnung auf dem linken Schwimmflügelchen der SPD. Im November 2018 hatte er die Sozialdemokraten wegen allgemeiner Unzufriedenheit mit der Großen Koalition verlassen, seitdem sitzt er als fraktionsloser Abgeordneter im Reichstagsrund. Das Schicksal teilt er mit fünf anderen Kollegen; er ist jedoch der einzige, der nicht davor AfD-Mitglied war. Allerdings hatte sich Bülow noch als SPD-Genosse bei Sahra Wagenknechts Bewegung „Aufstehen“ engagiert, bevor die eher zum Horizontal-Senkrechtstarter mutierte (Kategorie „Was macht eigentlich ...?“). Nun soll also Titanic-Humorveteran Martin Sonneborn dem künftigen Ex-Abgeordneten aus der Nähe von Lüdenscheid Relevanz-Rückenwind bis zum Ausscheiden aus dem Bundestag verleihen. Mit „satirischen Analysen“, lobt Bülow seine neue politische Heimat, nehme „Die Partei“ die Absurdität der herrschenden Politik nicht nur „auf die Schippe“, sondern lege auch „Finger in die Wunde“. Sie müsse weiter „spöttisch-unseriös“ bleiben, mit ihm aber klare Positionen etwa beim Thema Lobbyismus vertreten. Viel Spaß dabei!