© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/20 / 20. November 2020

Eine unerreichbare Festung in Ozeanien
Vor allem muslimische „Bootsflüchtlinge“ müssen draußen bleiben: Australiens „No Way“-Politik
Oliver Busch

Auch nach der jüngsten Mordserie muslimischer Terroristen in Dresden, Paris, Nizza oder Wien ragten die politisch-publizistischen Reaktionen in Deutschland selten über das Niveau der Grünen-Politikerin Katharina Schulz hinaus, die jene Schlächter im Namen des Propheten mit mehr „Demokratiebildung“ besänftigen möchte. Zuvor war bereits das Maximum „harter“ Präventivmaßnahmen im rhetorischen Geplänkel gegen den „islamistischen Terror“ (Angela Merkel) erreicht, vor allem mit den wiederholten leeren Versprechungen, die EU-Außengrenze besser zu kontrollieren.

Die einzig wirksame Antwort darauf öffentlich auch nur zu erwägen gilt hingegen weiterhin als absolutes Tabu. Es in einem Interview mit der Züricher Weltwoche zu brechen blieb Ayaan Hirsi Ali vorbehalten, einer heute in den USA lebenden prominenten Stimme gegen den expandierenden Islam. Als gebürtige Somalierin erfuhr sie den von dieser Politreligion entfachten totalitären Horror am eigenen Leib. Daher neigt sie zu „kristallklaren“ Ansagen. 

Um Angst und Schrecken, den integrationsverweigernde Moslems in Westeuropa gegen ihre „ungläubigen“ Gastgeber verbreiten, dauerhaft zu unterbinden, gibt es für Hirsi Ali allein das Mittel, „Migranten“ vor die Wahl zu stellen: Entweder ihr befolgt die Regeln unserer säkularen Gesellschaften – „oder ihr müßt Europa verlassen“. Es gebe genügend Kapazitäten, die Ausreise zu organisieren, da ganze Luftflotten infolge der Corona-Pandemie am Boden stehen. Zugleich sollte „Einwanderung“ aus dem islamischen Herrschaftsbereich ab sofort „bei Null liegen“, so lange, bis Erfolge bei der Assimilation der nicht in Massen Abgeschobenen zu verzeichnen seien. Anders lasse sich der von den bislang „auf der ganzen Linie“ versagenden Regierungen riskierte „politische und kulturelle Selbstmord“ Europas nicht mehr verhindern.

Australien, die seit 2013 für „Flüchtlinge“ unerreichbare „Festung in Ozeanien“, könnte Modell stehen für eine solche rigorose Notwehrpolitik. Was der Passauer Geograph Werner Gamerith und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Ina Voshage zeitgeistkonform natürlich eher befürchten als begrüßen (Geographische Rundschau, 10/2020). Denn für die beiden auf Kultur- und Wirtschaftsgeographie spezialisierten Forscher hat Australien mit der „No Way“-Politik gegen die aus Asien drohende Masseneinwanderung seine „multikulturelle Seele verkauft“. Obwohl angeblich, wie Gamerith und Voshage ohne Beleg behaupten, „große Teile der australischen Gesellschaft“ die Aufnahme von „Bootsflüchtlingen“ befürworten. Tatsächlich dürfte die Sympathisantenszene aber überschaubar sein, da, wie sie einräumen, der konservativ-liberale Tony Abbott 2013 die Parlamentswahlen mit dem Versprechen gewann, die Seegrenzen des fünften Kontinents gegen Wirtschaftsflüchtlinge abzudichten. 

Die anfangs noch als Notlösung gedachte „Operation Sovereign Borders“ ist, ungeachtet aller „internationalen Proteste“, die bis heute mehrheitsfähige „zentrale Säule der australischen Flüchtlingspolitik“, die aus vier Komponenten besteht, darunter eine mit 24 Millionen Dollar bisher relativ preiswerte Abschreckungskampagne in Südostasien, die potentiellen Migranten bereits in Hafenstädten deutlich macht: „You will not make Australia home“. Wer trotzdem abfährt, den bringt die Kriegsmarine vor den australischen Hoheitsgewässern auf und, sofern das Schiff seetauglich wist, schickt ihn zurück oder evakuiert ihn in Inhaftierungslager in Nauru und Papua-Neuguinea. So hat niemand Aussicht, in Australien einen Asylantrag zu stellen. Der bis 2013 stärkere islamische Zustrom aus Irak, Iran, Afghanistan und Sri Lanka ist versiegt, die Terrorgefahr im Land gering und die Zuwanderung streng limitiert auf knapp 20.000 Fachkräfte pro Jahr.


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