© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/20 / 27. November 2020

Aufgeschnappt
Korrekt ausgelegt
Matthias Bäkermann

Vergangene Woche gab es eine Großrazzia der Polizei an der Glasower Straße in Berlin-Neukölln. Unter den neunzig Beamten, die dort den „Bildungs- und religiösen Kulturverein“ Furkan e.V. nebst angegliederter Wohnungen durchsuchten, fielen besonders die Polizisten auf, die mit großen Vliesrollen auf der Schulter ins Innere strebten. Denn in dem islamischen Schulungszentrum, das neben halalen Kochkursen Seminare zum Umgang mit Islamfeindlichkeit oder Pilgerfahrten nach Mekka anbietet, befinden sich auch Gebetsräume. Um keine religiösen Gefühle zu verletzen, durften die Polizisten bei ihrem Einsatz diese nicht mit Schuhen betreten. Deshalb mußten zuvor die betreffenden Räume von Kollegen vorbereitend mit Vlies ausgelegt werden. „Wir ermitteln gegen einen 35 Jahre alten Verantwortlichen des Vereins, der im April unberechtigt Corona-Hilfen beantragt haben soll“, erklärte ein Polizeisprecher gegenüber der B.Z., allein in Berlin werde deshalb in mehr als 2.100 Betrugsverfahren ermittelt. 

Beim Islamverein Furkan e.V. ging es dabei offensichtlich um keine Lapalie. So öffneten Spezialteams auch gewaltsam Türen, um LKA-Ermittlern Zugang zu verschaffen. Und dieser Teil der Razzia funktionierte dann ohne kultursensible Teppichschoner.