© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/20 / 27. November 2020

Feroz Khan besticht auf Youtube mit seinen fundierten politischen Analysen.
Der Pegida-Pakistaner
Bernd Rademacher

Mitten in Berlin: Ein mittelasiatisch, sprich „moslemisch“ aussehender junger Mann mit Bart sitzt hinter einem Tapeziertisch, daran ein Transparent mit der für viele provokativen Losung: „All Lives Matter!“ Er lädt Passanten ein, mit ihm über den Begriff „Rassismus“ und die „Black Lives Matter“-Bewegung zu diskutieren. Einzige Regel: sachlich bleiben! Die Gespräche lädt er später auf Youtube hoch. 

Der junge Mann ist Feroz Khan. Erstmals bekannt wurde er vor vier Jahren quasi über Nacht als „der Pegida-Pakistaner“, wie er im Netz rasch hieß. Der Student saß im Publikum der WDR-Talkshow „Ihre Meinung“, in der es um „Flüchtlinge“ ging. Die Moderatorin hielt dem Dunkelhäutigen das Mikrofon hin, weil er, wie sie meinte, „vermutlich Migrationshintergrund“ habe. „Ja“, scherzte Khan, „ich komme aus Dresden!“ Und auch danach wollte er nicht die wohl erwartete Diskriminierungsklage anstimmen. Ja, erklärte gar, Verständnis für Pegida zu haben sowie nachvollziehen zu können, wenn Deutsche Angst vor Arabern hätten. Schließlich seien die vergleichsweise häufig kriminell. Das saß.

Seitdem mischt der Hesse in der alternativen Medienszene mit. Auf seinem Youtube-Kanal „achse:ostwest“ (112.000 Abos) präsentiert er regelmäßig Kommentare, Analysen und Interviews. Seine Abrechnung mit Merkel klickten 600.000 Nutzer an, bevor der Beitrag Anfang des Jahres gelöscht wurde. In seinen Videos zeigt Khan sich ruhig, rational und sachorientiert. Als sein Hauptanliegen nennt er, ein „mediales Gegengewicht zu den Mainstream-Medien“ und ein „gesellschaftliches Bewußtsein für unterrepräsentierte Themen“ zu schaffen. Dafür will er „die öffentliche Debatte mit Argumenten füttern“. Und das ist  seine Stärke! Viel mehr als andere politische Youtuber präsentiert er Daten und logische Argumente, statt nur Meinung.

Khans Eltern flohen als Angehörige der Ahmadiyya, einer islamischen Minderheit, Ende der achtziger Jahre vor religiöser Verfolgung aus Pakistan nach Deutschland, wo Feroz 1990 in Frankfurt am Main zur Welt kam. 2015 ging er nach Dresden, denn: „Der politische Geist von Pegida dort hat mich sehr inspiriert.“ Im Elbflorenz absolvierte der Hobbypianist ein Ingenieursstudium für Bahnsysteme.

Daß er als Asiate „vermeintliches Schutzobjekt“ (Khan) der Linken sei, amüsiert und kränkt ihn zugleich. Denn als integrierter „Migrant“ sei er ebenso Leidtragender unkontrollierter Zuwanderung wie alle Deutschen. Khan bekennt sich als Patriot. Dabei hat er die in islamischen Familien übliche Prägung erfahren: Koranunterricht, islamische Werte, Abkapselung. Den Glauben aber hat er abgelegt, stattdessen warnt er vor der immanenten Gewalt im Islam. Seine Überzeugung sei, so Khan, daß man nicht immer nur fordern und nehmen könne, ohne sich auch gebührend zu revanchieren – sei es in privater wie in staatsbürgerlicher Hinsicht.