© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/20 / 27. November 2020

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Grüne: Mehr Erinnerung an Kolonialverbrechen  

BERLIN. Die Grünen haben eine intensivere Beschäftigung mit deutschen Kolonialverbrechen gefordert. Die Bundesrepublik müsse sich zu einem „Völkermord“ an den Herero und den Nama in Namibia bekennen. Zudem drängen sie auf eine offizielle Entschuldigung für während des Kolonialismus begangene Taten, wie aus dem Antrag der Grünen hervorgeht, der am vergangenen Donnerstag im Bundestag diskutiert wurde. „Es wurden Menschen unterworfen, Kulturen ausgebeutet und nahezu ausgelöscht“, kritisierte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Agnieszka Brugger. Es gebe aber immer noch den „Irrglauben“, Deutschland sei weniger schlimm gewesen als andere Kolonialmächte. Deshalb müsse dem Thema künftig ein „fester Platz“ in den Schulbüchern eingeräumt werden. Die deutsche Erinnerungskultur müsse „um das Unrecht der deutschen Kolonialherrschaft, die damit verbundenen Verbrechen und den antikolonialen Widerstand erweitert werden“, heißt es in dem Antrag. Dazu gehöre, „rassistische Straßennamen“ zu ändern. Auch Denkmäler müßten geprüft und im Zweifelsfall entfernt werden. (zit)





Hindenburgstraße wird umbenannt 

HANNOVER. In Niedersachsens Hauptstadt wird die Hindenburgstraße in Loebensteinstraße umbenannt. Das hat der zuständige Bezirksrat mit einer Mehrheit von SPD, Grünen und Linken beschlossen. CDU und FDP stimmten gegen die Namensänderung der Straße im sogenannten Zooviertel. Zwar werden auch die Anwohner noch befragt, ihr Votum soll aber nicht bindend sein. Die künftige Namensgeberin Lotte-Lore Loebenstein lebte als Kind einer jüdischen Familie in der Straße und wurde 1943 in einem Konzentrationslager ermordet. Auch der bisherige Namenspate Paul von Hindenburg hatte von 1919 bis 1925 im Zooviertel gelebt, das deswegen bis heute auch Hindenburgviertel genannt wurde. Die Stadt Hannover hatte den Generalfeldmarschall und Reichspräsidenten zum Ehrenbürger ernannt und ihm eine Villa geschenkt. Die Umbenennung geht zurück auf die Empfehlung eines von der Landeshauptstadt eingesetzten Beirats (JF 42/15). Begründet wurde dies mit dem Vorwurf, der derzeitige Namensgeber habe „aktiv“ am nationalsozialistischen Regime mitgewirkt. Bereits im Frühjahr 2015 war der bisher nach dem früheren Ministerpräsidenten Hinrich Wilhelm Kopf (SPD) benannte Platz vor dem Niedersächsischen Landtag (JF 28/15) umgewidmet worden. (vo)