© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/20 / 27. November 2020

Frisch gepresst

„Islamophobie“. Im Unterschied zum deutschen Sprachraum, wo man lediglich auf Bestsellerautor Thilo Sarrazin und wenige prominente Wissenschaftler verweisen kann, gibt es in Frankreich eine vitale, angriffslustige, in der Tradition der Aufklärung wurzelnde Kultur anti-islamischer Religionskritik, die Voltaires Wahlspruch „Zermalt das Infame“ heute auch gegen die terroristischen Fundamentalisten des Sichelmondes ausmünzt. Der Romancier und Essayist Pascal Bruckner, geboren 1948, gehört seit Jahrzehnten zu den nimmermüden Protagonisten dieser Szene. Seine an Karl Kraus erinnernde scharfe Polemik gegen den Nonsens-Begriff „Islamophobie“, der den Ideologen des islamischen Totalitarismus und ihren Kollaborateuren „als juristischer und politischer Schild dient, um alle Kritik abzuwehren“, ist jetzt in deutscher Übersetzung bei einem Verlag erschienen, der als letzter Mohikaner das Satire-Erbe von 68ern wie Wiglaf Droste hütet. Da „Islamophobie“ Teil des globalen Wortschatzes ist, scheinen die moslemischen Fanatiker zumindest eine Schlacht um die Sprache schon gewonnen zu haben. Trotzdem lohne es, ihnen den Ausdruck „madig zu machen“, Unbehagen an ihm zu verbreiten. Eingedenk der Mahnung Albert Camus‘: „Die Dinge falsch benennen heißt, das Unglück in der Welt zu vergrößern.“ (wm)

Pascal Bruckner: Der eingebildete Rassismus. Islamophobie und Schuld. Edition Tiamat, Berlin 2020, gebunden, 237 Seiten, 24 Euro





Mutterliebe. Ob G20-Gipfel, Stuttgarter Partyszene oder Minneapolis-Demonstrationen: Wer auf Krawall gebürstet ist, hat in seiner frühen Kindheit oft nicht genug Liebe erfahren, sagt der Psychotherapeut und Frauenarzt Hans Sachs. Ihm zufolge sind die ersten drei Lebensjahre besonders wichtig für die spätere Entwicklung einer gesunden Persönlichkeit. Darum plädiert der Forscher auch für eine Politik, die Familien schützt. Seiner Ansicht nach richtet sich diese aber statt dessen nach „neoliberaler Profitorientierung“. Die natürliche mütterliche Liebe werde vom Ideal der Karrierefrau verdrängt. Zudem stilisierten Feministen und Gender-Ideologen die Mutterrolle immer mehr zum Feindbild. Sachs verdeutlicht in seiner Betrachtung einleuchtend, welche Folgen diese Dekonstruktion der traditionellen Geschlechterrollen für das Kindeswohl nach sich zieht. (zit)

Hans Sachs: Die mutterlieblose Gesellschaft. Eine Notwehr. Garamond Verlag, Gera 2020, broschiert, 140 Seiten, 25,90 Euro