© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/20 / 27. November 2020

Umwelt
Wenn die Luft raus ist
Paul Leonhard

Damit unsere Schulkinder gut durch den Corona-Winter kommen, haben die Lehrer wissenschaftliche Handreichungen erhalten, nach denen die Unterrichtsräume alle 20 Minuten für drei bis fünf Minuten und in den Pausen durchgehend gelüftet werden sollten. Und ist „keine Lüftungsmöglichkeit über Fenster vorhanden“ und kommt auch keine Lüftungsanlage „mit Zufuhr von Außenluft zum Einsatz“? Pech, dann ist das Klassenzimmer nicht für den Unterricht geeignet. Aber die Kommission für Innenraumlufthygiene am Umweltbundesamt hat eine Lösung parat: Sie empfiehlt, Luftreiniger in Schulen einzusetzen, wenn kein Durchzug möglich ist. Und ganz wichtig: Vor ihrem Erwerb und Einsatz sollten Luftreiniger „fachgerecht bewertet“ werden, damit sie zum Einsatzraum passen. Auch müsse der Luftdurchsatz groß genug, das Gerät dürfe nicht zu laut sein und keine unerwünschten Schadstoffe freisetzen.

Hilft die nach dem Quelluftprinzip funktionierende Anti-Covid-Box aus dem Ländle?

Mobile Luftreiniger seien aber kein Ersatz für ausreichendes Lüften, da diese die Raumluft lediglich umwälzen. Das sehen die Hersteller von Hochleistungsluftreinigern ganz anders: „Bei der Messung mit Fensterlüftung sank der CO2-Gehalt über drei Tage hinweg nie unter 500 Parts per million (ppm)“, schreibt die Firma IKG aus dem württembergischen Güglingen. Dies zeige, daß beim Vergleich Luftreiniger vs. Fensterlüftung kein Weg an ihrer speziell für Schulen entwickelten, nach dem Quelluftprinzip funktionierenden Anti-Covid-Box vorbeiführe. Im stets klammen Berlin finanziert die Schulsenatorin Sandra Scheeres hingegen 3.500 CO2-Meßgeräte für rund eine Million Euro, damit diese den Lehrern anzeigen, „wann die Luft verbraucht ist“. So könnten die „schulischen Lerngruppen“ den richtigen Lüftungsrhythmus trainieren. Also, wenn die Technik fiept oder der Nachbar bewußtlos in der Bank hängt, schnell das Fenster weit aufreißen.