© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/20 / 04. Dezember 2020

Der Deal der Woche
Wenn der Vater mit dem Sohne
Björn Harms

Im April dieses Jahres hatte die nord-rhein-westfälische Landesregierung die Modefirma van Laack für stolze 38,5 Millionen Euro damit beauftragt, Kittel und Masken für die Corona-Pandemie zu liefern. Später kamen noch zwei Aufträge für die Landespolizei über weitere 1,25 Millionen Stoffmasken hinzu. Die Geschichte hat nun ein Nachspiel:  Denn den Kontakt stellte laut der Rheinischen Post niemand Geringeres als Johannes „Joe“ Laschet her, Sohn von Ministerpräsident Armin Laschet. Der Mode-Blogger ist seit Jahren mit van Laack-Inhaber Christian von Daniels geschäftlich verbandelt. „Ich habe Joe gesagt, daß er seinem Vater meine Nummer geben kann, wenn das Land Hilfe bei der Beschaffung von Masken braucht“, so von Daniels gegenüber der RP. Zwei Tage später habe Armin Laschet bereits am Telefon grünes Licht gegeben – offenbar ohne ein Ausschreibungsverfahren. Die Opposition wittert Vetternwirtschaft: „Hat Laschet denn überhaupt keinen Instinkt?“ fragt sich die AfD. „Wer Kanzler werden will, sollte wissen, daß man Millionengeschäfte nicht Sonntag abends am Telefon einfädelt.“ Die SPD-Fraktion wittert „Influencer-Marketing in der Staatskanzlei“ und will nun im Landtag genauer nachhaken. Die Landesregierung sieht die Sache bislang positiv: Man sei zu Beginn der Pandemie froh über jeden Hinweis auf entsprechende Unternehmen gewesen.