Berlin, Anfang der 1950er Jahre. Die aus Schlesien geflüchtete junge Pauline Karka (Maria Schell) ist hochschwanger und hat keinen festen Wohnsitz. In der Stadt lernt sie die Wäschereibesitzerin Anna John (Heidemarie Hatheyer) kennen, die selbst kinderlos ist, aber sich gemeinsam mit ihrem Mann Karl (Gustav Knuth) unbedingt ein Kind wünscht. Anna kümmert sich fortan um Pauline, will aber dafür nach der Geburt das Kind als ihr eigenes ausgeben.

Bevor sie nach der Niederkunft aufbricht, um in Westdeutschland ein neues Leben zu beginnen, möchte Pauline ihr Kind noch einmal sehen, nimmt aber versehentlich das kranke Kind einer Nachbarin an sich. Anna John beauftragt daraufhin ihren zwielichtigen Bruder Bruno Mechelke (Curd Jürgens), Pauline zu töten. In Notwehr erschlägt diese ihn mit einem Stein. Frau John stellt sich der Polizei und gesteht ihre Schuld …

„Die Ratten“ (1955) war Robert Siodmaks erster deutscher Film nach seiner Rückkehr aus der Emigration, nachdem er in Hollywood einige erstklassige Film-Noir-Thriller und spannende Abenteuerfilme inszeniert hatte. Gerhart Hauptmanns wilheminisches Drama adäquat in die 1950er Jahre umzusetzen war allerdings keine leichte Aufgabe, zudem es Jochen Huths dürftigem Drehbuch teilweise an gesellschaftskritischer Schärfe mangelte und die Modernisierung dem Stoff des Theaterstücks seine wichtigsten zeitgeschichtlichen Bezüge nahm. Allein die souveräne Darstellungskunst so profilierter Schauspieler wie Maria Schell, Curd Jürgens, Heidemarie Hatheyer, Fritz Rémond und Gustav Knuth und die ausgezeichnete Kameraführung von Göran Strindberg, der dafür 1955 mit dem Filmband in Silber geehrt wurde, sorgen dafür, daß die Motivierung der psychologischen Konflikte und Personen glaubhaft bleiben.

„Die Ratten“, auf der Berlinale 1955 mit dem Goldenen Bären und mit dem Prädikat „wertvoll“ von der Filmbewertungsstelle der Länder ausgezeichnet, wurde von Gerhart Hauptmann ursprünglich als Tragikomödie konzipiert, setzt aber unter Siodmaks Regie eine Kettenreaktion menschlicher Tragödien und Gewalttaten in Gang, die dem Zuschauer auch heute noch einiges abverlangen.

Als Bonus enthält die DVD ein Beiheft der Illustrierten Filmbühne.

DVD: Die Ratten. Pidax Film-Klassiker 2020, Laufzeit etwa 93 Minuten