© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/20 / 04. Dezember 2020

Blick in die Medien
Wirkliche Veränderung bringen
Ronald Berthold

Der ehemalige Spiegel-Kolumnist Georg Diez geht den Weg vom aktivistischen Journalisten zum journalistischen Aktivisten. Er wird Chefredakteur des „The New Institute“ – einer wissenschaftlichen Einrichtung, die den gesellschaftlichen Wandel vorantreiben möchte. Mit der Unterstützung des Medienmannes soll die vom linken Millionär Erck Rickmers gegründete und finanzierte „Denkfabrik“ mehr mediale Aufmerksamkeit erreichen.

Bezahlt wird das Projekt von einem SPDler, der Millionär geworden ist.

Diez hat mit aggressiven Texten gegen politisch Andersdenkende eine gewisse Bekanntheit erlangt. Beispiel: Dem Schweizer Schriftsteller Christian Kracht unterstellte der 51jährige in einem Beitrag für den Spiegel, „durchdrungen von einer rassistischen Weltsicht“ zu sein. Der Buchautor sei ein „Türsteher der rechten Gedanken“ und vertrete „totalitäres Denken“. Diez mußte sich daraufhin von anderen Literaten, darunter sogar von der einer konservativen Haltung unverdächtigen Elfriede Jelinek, vorhalten lassen, „die Grenzen zwischen Kritik und Denunziation überschritten“ zu haben. Den für eine akademische Organisation ungewöhnlichen Posten eines Chefredakteurs will Diez nach eigenen Worten nutzen, um bei wissenschaftlicher Arbeit „die mediale Komponente“ immer mitzudenken. Seinen neuen Job beschreibt er gegenüber dem Branchendienst Meedia so: „Ich nehme nicht Inhalte und verpacke sie ansprechend. Ich arbeite daran mit, Projekte zu definieren, die wirkliche Veränderung ermöglichen.“

Bezahlt wird Diez dafür aus Mitteln des ehemaligen Hamburger SPD-Politikers Erck Rickmers, der mit der Erbschaft der Reederei E.R. Schiffahrt und deren Verkauf 2018 zum Millionär geworden ist und eine das Institut tragende Stiftung gegründet hat. Inzwischen widmet er sich seinem Institut, das zunächst „Humanities and Social Change“ („Geisteswissenschaften und sozialer Wandel“) hieß. Die Welt bezeichnete es kürzlich als „Think Tank der Superlative“.