© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/20 / 04. Dezember 2020

Umwelt
Corona vermüllt
Paul Leonhard

Die Leipziger Stadtreinigung ist zuständig für 340.000 Haushalte und hat den Lockdown genutzt, ihr Dienstleistungsangebot einzuschränken. So ist die Abholung von Sperrmüll aus der Wohnung „aufgrund Corona derzeit leider nicht möglich“. Menschen in Quarantäne sollen ihren Müll nicht mehr trennen: Wer auch nur im Verdacht steht, sich angesteckt zu haben, hat all seinen Abfall in den Restmüll zu werfen, denn jedes Stück Haushaltsabfall könnte kontaminiert sein. Die Sachsen haben sich das nicht ausgedacht. Die Regeln zur „Abfalltrennung für Haushalte mit durch das Sars-CoV-2-Virus infizierten Personen oder begründeten Verdachtsfällen“ stammen vom Bundesumweltministerium – und das fährt zweigleisig: Zum einen appelliert es an die Bürger, daß Müllvermeidung und Abfalltrennung weiter notwendig seien, damit die Restabfalltonnen nicht überquellen.

Leere Glasflaschen und Pfandverpackungen stapeln sich nun vorübergehend zu Hause.

Zum anderen werden „Haushalte mit infizierten Personen oder begründeten Verdachtsfällen“ aufgefordert, ihre Abfälle – auch das Altpapier – nicht zu trennen, sondern „die gut verknoteten Abfallsäcke“ im Restmüll zu entsorgen. Spitze und scharfe Gegenstände sind zuvor in bruch- und durchstichsicheren Einwegbehältnissen zu verpacken. Und es gibt noch eine Einschränkung. So dürfen sich die Betroffenen, vorige Woche waren es bundesweit etwa 720.000 Menschen, die von den Gesundheitsämtern in Quarantäne geschickt wurden, von leeren Glasflaschen und Pfandverpackungen, von Elektro- und Elektronikabfall, von Batterien und Schadstoffen überhaupt nicht trennen. Diese seien erst nach „Gesundung und Aufhebung der Quarantäne“ zu entsorgen und zwar „wie gewohnt getrennt“. Abschließend räumt das SPD-Ministerium ein, daß bisher keine Fälle bekannt sind, bei denen sich Personen durch Berührung von kontaminierten Oberflächen mittels Kontaktinfektion angesteckt haben.