© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/20 / 04. Dezember 2020

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Eine Partei als Störfaktor“, JF 49/20

Parteiischer Verfassungsschutz

So sehr Herr Stein recht hat mit seiner Meinung, daß es eine (Oppositions)-Partei wie die AfD braucht, so sehr steht zu befürchten, daß auch diesmal der Staatsapparat das zu verhindern weiß. Mich erinnern viele besonders radikale Wortmeldungen und Aktionen an das erste Verbotsverfahren gegen die NPD. Das platzte bekanntermaßen, weil im Vorstand zu viele V-Männer des Verfassungsschutzes saßen. Wie viele solcher dubiosen Gestalten sind wohl auch jetzt in der AfD tätig? Ohne diese könnte es gelingen, daß endlich eine starke Opposition entstünde, die all die Untaten von Frau Merkel ohne Verbalinjurien benennt.

Prof. Dr. Heinrich Netz, Schäftlarn






Zu: „Unbeholfenheit zelebriert“ von Michael Paulwitz, JF 49/20

Welch ein moralischer Abstieg

Ihr Kommentar wie Ihre gleich mehrfachen Politik-Meldungen zu den Grünen inklusiver der Karikatur demonstrieren, daß ihnen kein Heiligenschein zusteht. Als 2001 im Bundestag über den Afghanistaneinsatz abgestimmt wurde, saß ich vor dem Fernseher. Zu meinem großen Erstaunen stimmten die Grünen für die Entsendung deutscher Soldaten nach Afghanistan. „Schwerter zu Pflugscharen“ war auf einmal Geschichte. Welch ein moralischer Abstieg. Ein anwesender Bekannter meinte, wenn sie ihre Söhne nach Afghanistan schicken müßten, wären die Hände unten geblieben. Mehr als 50 deutsche Soldaten mußten bisher in Afghanistan ihr Leben lassen. Für was? 

Mit Klimawandel und Flüchtlingspolitik sorgten die Grünen in den letzten Jahren für mächtig Furore. Allein an der Vorbildwirkung ließen sie es fehlen. Sie machten weiter Urlaub in fernen Ländern und in ihre Vorgärten haben sie keine Blumen für die Insekten gepflanzt. Stattdessen wollen sie mit der Landwirtschaft zurück zu unseren Vorvätern. Müßte Herr Habeck von den Grünen nur einen Hektar Mais unkrautfrei halten, gebückt in glühender Hitze, würde er danach dem Himmel Dank dafür sagen, daß es Unkrautbekämpfungsmittel gibt. 

In der Flüchtlingspolitik standen die Grünen 2015 fest an Merkels Seite. Sie befürworteten die Grenzöffnung und die Willkommenspolitik. Katrin Göring-Eckardt erklärte sogar im Bundestag, jeder Flüchtling sei ein Geschenk. Unbegleitete Kinder haben die Grünen dennoch nicht in ihre Haushalte aufgenommen. Auch die eigenen Kinder schicken sie ungern in Schulen mit hohem Ausländeranteil. Viele Entscheidungen der Politiker fielen anders aus, würden diese unmittelbar mit den Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert und müßten sie als Vorbild vorangehen.

Karl Hahn, Tiefenort






Zur Rubrik: Zitate (Margot Käßmann), JF 49/20

Manipulierte Meinungsäußerung

Da kann ich nur sagen: Erkenne den Unterschied! In Ihrer aktuellen Zitatspalte zitieren Sie Margot Käßmann mit dem Satz: „Ein Recht auf ein Weihnachtsfest gibt es nicht, und ich denke, daß wir sagen müssen, daß Weihnachten dieses Jahr ganz anders sein wird.“ Tatsächlich hatte der Moderator Tobias Armbrüster im Deutschlandfunk-Interview gefragt: „Haben die Menschen in Deutschland ein Recht auf ein Weihnachtsfest im Kreis der Großfamilie oder im großen Freundeskreis?“ Darauf Margot Käßmann: „So ein Recht auf so ein Weihnachtsfest gibt es nicht (…)“ – also in bezug auf die „Großfamilie“ und den „großen Freundeskreis“. Stattdessen haben auch die Autoren Air Tuerkis und Alexander Wallasch in ihren Beiträgen zum DLF-Interview auf „Tichys Einblick“ – Le Bon und alle Säulenheiligen bemühend – vorgetragen, die Deutschen hätten nunmehr kein Recht auf Weihnachten. Und jetzt auch noch die JF. Mit dem JF-Abo will ich dem relotierenden Gesinnungsjournalismus der Restle, Prantl und Co. entgehen, muß mich aber auf wissenschaftsfundierte, intellektuell redliche Quellenarbeit verlassen können – aber wie, wenn die Rechte, zu der ich mich spätestens nach 2015 zähle, die Kriterien, die sie von der bürgerlichen „Qualitätspresse“ einfordert, nicht selber anzuwenden sich bemüht?

Franz Arndt-Herold, Künzell






Zu: „Eigentlich müßte man es Mao-Institut nennen“ von Hinrich Rohbohm, JF 49/20

Imperialistisch: Kurs der KP China

Der Beitrag zeigt treffend, daß neben dem wirtschaftlichen auch ein kultureller Imperialismus seitens der KP Chinas offensiv betrieben wird. Dieser hat aber nicht erst mit der aktuellen Politik Xi Jinpings zur „Belt and Road“ (Seidenstraße) angefangen. Spätestens nach der Kulturrevolution war dies die gängige Vision für den weltweiten Anspruch auf Verbreitung der Ideen der KP. Bereits auf dem IX. Parteitag der KP im Jahre 1969 zitierte Lin Biao, neben Mao der radikalste Durchpeitscher des Terrors der Kulturrevolution, seinen „großen Vorsitzenden“: „Von jetzt an gerechnet sind die nächsten 50 bis 100 Jahre (...) ein weltumstürzendes Zeitalter, ein Zeitalter, mit dem sich keine der vergangene Geschichtsepochen vergleichen kann. In einem solchen Zeitalter lebend, müssen wir uns darauf vorbereiten, große Kämpfe zu führen, die sich in der Form durch viele Merkmale von den Kämpfen vergangener Epochen unterscheiden.“ Und weiter: „Diese weitblickende geniale Vorschau erhellt uns den Weg in die Zukunft.“ (Bericht Lin Biaos zum IX. Parteitag der KPCh). Die Zeit ist nun exakt um (50 Jahre), und genau das ist die aktuelle Politik Chinas. Die Konfuzius-Institute sind nur ein Werkzeug, um den Visionen des IX. Parteitages endlich „zum Siege zu verhelfen“.

Peter Backfisch, Pfungstadt/Hessen






Zu: „‘Gesegnet sei die Frucht!’“ von Dietmar Mehrens, JF 49/20

Auch eine Parabel auf den Islam

Ich glaube, in dem interessanten Artikel über die Serie „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“ einen etwas negativen Unterton zu bemerken. Im Gegensatz dazu habe ich mit Begeisterung auch halb in der Nacht alle Folgen verschlungen, weil das Werk für mich, ob gewollt, zugegeben oder nicht, eine unübersehbare Parabel auf den Islam darstellt. Oder?

Ronald Höntze, Berlin






Zu: „Der Revolutionär, dem jedes Mittel recht ist“ von Konrad Löw, JF 49/20

Manchester-Pharisäertum

Friedrich Engels war unter den Intellektuellen, die über die Not der Armut zu Macht gelangen wollten, der größte Zyniker. Als Besitzer einer gut laufenden Textilfabrik im berüchtigten Manchester, die mit Kinderarbeit und Ausbeutung ihre großen Gewinne erzielte, hätte er die Mittel gehabt, wirklich etwas zu tun und nicht große Sprüche zu dreschen. Er hätte, was auch viele getan haben, menschenwürdige Wohnungen bauen und Kinderarbeit reduzieren, wenn nicht gar vermeiden können. Er hätte den Arbeitern bessere Löhne zahlen können. Stattdessen hat er die Gelder der „Ausbeutung“ benutzt, um mit seinem Freund, der auch von diesen Geldern gelebt hat, eine Revolution zu fordern und damit die Grundlagen zu zerstören – nicht um die Menschen in eine bessere Welt zu führen. Die Linken, die noch heute an ihn glauben, wollen auch die Macht, um dann zu bestimmen, wie die Menschen leben sollen.

Alfred Hajek, Dresden






Zu: „Putin versteht nur die Sprache der Macht“ von Friedrich-Wilhelm Schlomann, JF 49/20

Auskunft bei Historiker Taubman

Erst vor wenigen Tagen kritisierte Michail Gorbatschow erneut den Westen, sich nicht an die Abmachungen bezüglich der Nato-Osterweiterung gehalten zu haben. Diese Aussage steht im Widerspruch zu den im Buch genannten Quellen, die das Gegenteil beweisen wollen. In seiner profunden Gorbatschow-Biographie weist der amerikanische Historiker Taubman zweifelsfrei nach, daß der damalige US-Außenminister Baker in Moskau Gorbatschow – leider nur mündlich – die Zusage gemacht hat, die Nato nicht über die DDR hinaus auszudehnen. Diese Zusage hat das Tor für die deutsche Wiedervereinigung geöffnet. Ohne diese Zusage hätte Gorbatschow nie und nimmer der Wiedervereinigung Deutschlands zugestimmt. Teltschik hat an diesem Gespräch nicht teilgenommen, kann sich also kein Urteil darüber erlauben, daß die Zusage nicht gefallen sei.

Max Starkmann, Kaufbeuren






Zum Schwerpunktthema: „Die Realität holt uns ein“, JF 48/20

Nicht Information, aber Märchen

Es ist schon unglaublich, mit welcher Dreistigkeit uns die Leitmedien mit der Behauptung, das seien alles psychisch kranke Einzeltäter und das habe nichts mit dem Islam zu tun, hinters Licht führen, denn die Attentäter kommen alle aus dem islamischen Raum und berufen sich darauf, im Namen der Religion zu handeln. Jetzt wird bekannt, daß dahinter riesige Netzwerke stehen. Im Falle des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt in Berlin ein Clan, der den Attentäter bezahlt und offenbar für ihn alles organisiert hat, sogar sein schnelles Verschwinden nach der Tat. Er soll von seinen Unterstützern sogar kritisiert worden sein, er sei von der falschen Seite eingedrungen, sonst hätte er noch mehr Menschen töten können. Ein solches Netzwerk gibt es auch bei dem Anschlag in Wien. Ein enger Unterstützerkreis von zwölf Personen wurde verhaftet, und bei zahlreichen Imamen stellte man insgesamt Millionensummen sicher, die der Terrorfinanzierung dienen sollten. Der von Huntington vorhergesagte Krieg der Kulturen ist schon längst im Gange, die Völker Europas haben aber offenbar noch nicht gemerkt, daß sie als Pappkameraden und Zielscheiben dastehen. Als Informationsquelle taugen unsere Leitmedien also nicht, aber als Märchenunterhaltung sind sie immer gut.

Eberhard Spengler, Gauting




Für Politiker eine Pflichtlektüre

Der Meinungsbeitrag von Tilman Nagel sollte als Grundlage der Erkenntnis zur Pflichtlektüre aller Bundes- und Landtagsabgeordneten werden. Denn die völlige Unterschätzung des Faktors Islam beruht vor allem, neben politischer Arroganz, auf mangelnder kultureller und geschichtlicher Bildung. Jesus sagt: entscheide dich – Mohammed sagt: unterwerfe dich. Das Christentum im ursprünglichen Sinne (vor der Etablierung der klerikalen Herrschaft) stellte den Menschen als Individuum in den Mittelpunkt. Dieser Mittelpunkt führte im Christentum über die Jahrhunderte hinweg immer wieder zu Fragen und Antworten, die über die Aufklärung des 18./19. Jahrhunderts zu den säkularen und freiheitlichen Gesellschaften in Eu­ropa führten. Aber der dümmste Satz, den ein Bundespräsident je gesagt hat und eine seit 2015 anarchistisch handelnde Kanzlerin dienen nun als ideologische Rechtfertigung zur Umwandlung der Gesellschaft und letztlich zur Einschränkung unserer Freiheiten.

Heinz-Otto Pessel, Nordgermersleben






Zu: „Ein Silberstreif am düsteren Horizont“ von Jörg Schierholz, JF 48/20

Bitte keine Placebos!

Deutschland diskutiert darüber, wie viele Impfzentren richtig sind, wo sie liegen sollen und wer zuerst in den „Genuß“ dieser Impfung gegen den Coronavirus kommen sollte. Die Rangfolge scheint noch nicht geklärt. Ich schlage vor, zunächst alle Abgeordneten, die am 18. November für die Ermächtigung der Bundesregierung, Pandemie-Maßnahmen zukünftig am Bundestag vorbei entscheiden zu können, gestimmt haben, zuallererst zu impfen. Danach wären all jene Journalistinnen und Journalisten dran, die in „vorauseilendem Gehorsam“ gegenüber der Regierung („Hofberichterstattung“) jegliche kritische Pressearbeit vermissen lassen. Diese Gruppen haben es bestimmt „verdient“, zuerst „geschützt“ zu werden, sind sie doch von sich und dem Regierungshandeln überzeugt. Bleiben diese Gruppen nach der Impfung gesund und ohne Nebenwirkungen, sei es ihnen zu gönnen. Führt der Impfstoff aber nicht zu dem gewünschten Ergebnis, dann haben wir ein zusätzliches Problem: wer ersetzt die Politiker und Journalisten? Nur auf eines sollte man achten: nicht schummeln, keine Placebos für die genannten Politiker- und Journalisten-Gruppen!

Dr. Eibe Hinrichs, Knüllwald






Zu: „Der Müllberg wächst und wächst“ von Christoph Keller, JF 48/20

Nicht mehr nur aus Schkopau

Es ist eine Hybris zu glauben, wir könnten das Klima retten. Tatsächlich ist nicht das Klima, sondern die Vermüllung der Ozeane ein großes Problem. Wir sollten den Plastikmüll, der über 80 Prozent Kohlenstoff enthält, verbrennen. Man könnte besonders an der Küste Afrikas riesige Heizkraftwerke bauen, die mit den Millionen Tonnen des aus dem Meer gefischten Plastik betrieben werden. Mit dieser Energie ließen sich Entsalzungsanlagen betreiben und riesige Gebiete wieder fruchtbar machen. Hier wäre von Israel zu lernen, das so aus der Negev-Wüste blühendes Land gemacht hat. Aber solch Pragmatismus ist von unseren „Eliten“ nicht erwarten.

Alfred Hajek, Dresden






Zu: „Angst essen Seele auf“ von Eberhard Straub, JF 47/20

Ein menschlicher Uraffekt

Die Angst gehört wie Wut, Scham, Freude und Glück zu den angeborenen Uraffekten des Menschen. Angst ist ein Warnsignal und warnt vor inneren und äußeren Gefahren. Sie kann von der Stärke her leicht, mittelschwer und sehr stark, panisch sein. Diese sehr starke Angst führt zu Verwirrung, setzt das logische Denken außer Kraft und macht die selbständige Untersuchung der realen Gefahr unmöglich. Eine leichte Angst mobilisiert Kräfte und führt zur Überprüfung der realen Gefahr und zu geeigneten Maßnahmen. Angst kann bewußt, vorbewußt und unbewußt sein. Sie gehört zum Innenleben jedes Menschen und ermöglicht eine gekonnte Realitätsanpassung.

Dipl.-Psych. Peter Mai, Kronshagen