© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/20 / 04. Dezember 2020

Haltungsnote
Vollendete Tatsachen geschaffen
Gil Barkei

Die Nachfahren sind geschockt: Ohne Ankündigung hat der Berliner Bezirk Pankow auf dem Friedhof in Französisch-Buchholz historische Erbgräber und Grabplatten abgerissen. Eine Mauer, in der die Ruhestätten eingebettet waren, wurde von Baggern abgetragen. Nur wenige Granit- und Sandsteinelemente wurden gesichert; aus ihnen sollen in einem geplanten Begegnungszentrum Sitzelemente und Wasserschalen werden. Pietätlos, finden zahlreiche Anwohner, die gegen die respektlose Hauruck­aktion protestieren. „Hier wird Geschichte vernichtet“, kritisiert einer gegenüber der Berliner Zeitung. Es werde immer über Bürgerdialog geredet, und dann werde man vor vollendete Tatsachen gestellt. Von „Vertrauensbruch“ und „Vandalismus“ sprechen andere. Die Begrenzungsmauer habe schon seit längerem Probleme bereitet, versucht sich der Leiter des Grünflächenamtes Pankow, Andreas Johnke, herauszureden. Für eine kleinteilige Sicherung fehlten die finanziellen Mittel. Daß die Bürger, die mehrere Ideen für eine Lösung hatten, nicht in die Planungen mit einbezogen wurden, sei unglücklich gelaufen. Wenigstens wissen die Bürger nun, wo in der Hauptstadt mit ihren Geld verpulvernden Flüchtlings- und Genderinitiativen die Prioritäten liegen.