© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/20 / 11. Dezember 2020

Aufgeschnappt
Unmut geäußert
Alexander Graf

Auch über ein halbes Jahr nach dem Tod des schwarzen US-Amerikaners George Floyd hat die „Black Lives Matter“-Bewegung den englischen Profifußball fest im Griff. Seitdem der Spielbetrieb nach der coronabedingten Unterbrechung wieder aufgenommen wurde, knien die Spieler vor jedem Anpfiff nieder, um gegen Rassismus zu protestieren. Das funktionierte monatelang reibungslos vor leeren Rängen. Am vergangenen Wochenende waren jedoch erstmals wieder Fans in den Stadien erlaubt, und die sorgten beim Zweitligaspiel zwischen dem Millwall FC und Derby County für einen Skandal; jedenfalls gemessen an der medialen Berichterstattung. „Rassismus“, „beschämend“, „ist das Faschismus?“, waren einige der Schlagworte, die das Spiel im Süden Londons begleiteten. Was war passiert? Als die Spieler vor dem Anstoß niederknieten beziehungsweise ein schwarzer Spieler mit emporgereckter Faust stehen blieb, äußerte ein Teil der 2.000 Zuschauer mit lauten Buh-Rufen seinen Unmut darüber. In den sozialen Netzwerken zeigten jedoch viele Verständnis für die Aktion der Millwall-Fans. Viele Fußball-Anhänger hätten die Nase voll von den politischen Botschaften. Die Buh-Rufe seien kein Ausdruck von Rassismus, sondern gegen die Instrumentalisierung des Sports gerichtet.