© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/20 / 11. Dezember 2020

Haltungsnote
Karriere ja, Risiko nein
Gil Barkei

Sich im Selbstbedienungsladen Bundesrepublik die Taschen voll machen, solange es noch geht: Am 31. Dezember scheidet der Landrat in Pinneberg, Oliver Stolz, nach zehn Jahren Dienstzeit aus dem Amt. Doch Stolz will erst 24 Stunden später seinen Tisch räumen und hat einen entsprechenden Antrag auf Verlängerung seines Beamtenverhältnisses um einen Tag gestellt. Doch ums Klarschiffmachen nach Silvester geht es dem 54jährigen nicht. Mit dem Manöver möchte er sich lediglich seine Pensionsansprüche bis ans Lebensende sichern. Rechtlich möglich wird dies wegen einer mit dem neuen Jahr in Kraft tretenden Änderung des schleswig-holsteinischen Beamtenrechts, die heftig umstritten ist. Denn Stolz wechselt zum 1. Januar in die freie Wirtschaft und wird mit 355.000 Euro Jahresgehalt Präsident des Sparkassen- und Giroverbands Schleswig-Holstein. „Seine neue Tätigkeit ist doppelt so gut bezahlt wie vorher, trotzdem nutzt er das Sicherheitsnetz des Beamtentums“, bemängelt der Geschäftsführer des Steuerzahlerbundes in Kiel, Rainer Kersten, gegenüber Bild. „Wenn er Karriere machen will, muß er auch das Risiko tragen. So wälzt er es auf die Steuerzahler ab. Das ist nicht in Ordnung und sorgt zu Recht für Empörung.“