Vor knapp zwei Wochen hatte die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung (FNS) zu einer Live-Debatte im Netz geladen, die sich um das Thema „Cancel Culture“ drehte. Wie frei ist der Meinungskorridor? Zu Gast waren Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) und die Chefredakteurin des Philosophie Magazins, Svenja Flaßpöhler. Moderiert wurde die Diskussion vom Youtuber Gunnar Kaiser. Diese verlief sachlich und bot einige interessante Denkansätze. So weit, so unspektakulär. Einige Tage später aber meldeten sich anonyme Twitter-User und markierten den Account der FNS. „Kaiser ist quer abgebogen und nach rechts so weit offen, daß man einen Flugzeugträger darin parken könnte“, behauptete ein Nutzer. Zwar ist Kaiser ein überzeugter Libertärer, der sich auf seinem Kanal bereits hitzige Diskussionen mit Rechten geliefert hatte, doch die Stiftung biß an. Man prüfe die Hinweise. Am Montag hieß es dann: Die FNS habe zur Kenntnis nehmen müssen, „daß Herr Kaiser mit rechtspopulistischem und verschwörungstheoretischem Gedankengut arbeitet“. Eine künftige Zusammenarbeit komme nicht mehr in Frage. Harte Vorwürfe, die mit keinem einzigen Beleg unterfüttert wurden. Kaiser selbst wurde nicht dazu befragt. So schnell kann es also gehen: Da bist du Moderator einer „Cancel Culture“-Debatte und schon wirst du von einer „liberalen“ Stiftung selbst gecancelt.