Paris Ende der 1950er Jahre. Im Elektrogeschäft von Monsieur Belin (Pierre Bertin) arbeiten vier junge Frauen als Verkäuferinnen: Jane (Bernadette Lafont), Ginette (Stéphane Audran), Jacqueline (Clotilde Joano) und Rita ((Lucile Saint-Simon). Sie haben alle ihre Träume, Wünsche und Vorstellungen vom Leben und der Liebe. In ihrer Freizeit versuchen sie auf ihre Art, der Langeweile und dem Einerlei des Alltags zu entfliehen und ihr eigenes, kleines Glück zu finden.

Ginette tritt als Sängerin auf der Bühne eines Cabarets auf, Rita will einen gutbürgerlichen Mann heiraten, um endlich selbst nicht mehr arbeiten zu müssen, die leichtlebige Jane läßt sich nur allzu gern auf fragwürdige Männerbekanntschaften ein, träumt aber insgeheim auch von dem „Richtigen“, während die eher kindlich-naive Jacqueline seit einiger Zeit von einem geheimnisvollen Motorradfahrer bedrängt wird, der sie mit seinen Anträgen verfolgt. Ihr unschuldiger Mädchentraum erweist sich jedoch schon beim ersten gemeinsamen Ausflug als Alptraum, denn sie ist in die Fänge eines Triebtäters geraten …

Claude Chabrols „Die Unbefriedigten“ („Les Bonnes Femmes“, 1960) ist eine gelungene Mischung aus genauer Milieustudie und Melodram, einfühlsam und ruhig inszeniert mit dem Zeitkolorit der späten 1950er Jahre. Fast unauffällig dringt er in das Alltagsleben der jungen Verkäuferinnen ein, um deren seelische Verfassung sorgfältig, aber nie denunziatorisch, freizulegen. Dabei ist ihm ein ebenso metaphorischer wie realistisch angelegter Film gelungen, der mit seiner Genauigkeit ein sensibel gestaltetes Zeitdokument darstellt.

Die kleinbürgerlichen Lebensverhältnisse, das Scheitern und kurze Glück der vier jungen Frauen werden stimmungsvoll eingefangen, wobei kritisch vermerkt wird, welch triste Realität sie erwartet. Wenn sie dennoch nicht verzweifeln, sondern der Langeweile und Hoffnungslosigkeit unprätentiös, verschmitzt oder rührend-naiv zu entkommen versuchen, stellt der Regisseur dies psychologisch glaubwürdig dar. Chabrols „Die Unbefriedigten“ ist ein Film mit moralischen Untertönen, die aber nie aufdringlich wirken, und der auch nach über sechzig Jahren seiner Entstehung den Zuschauer zu fesseln vermag.

DVD: Die Unbefriedigten. Pidax Film 2020, Laufzeit etwa 90 Minuten