© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/20 / 18. Dezember 2020

Meldungen

Offshore-Wind-Strategie für „klimaneutrale“ EU

BRÜSSEL. Fischer aus sieben Nordsee-Anrainerstaaten haben vergeblich an das EU-Parlament appelliert, sich wegen der ökologischen Effekte von Windkraftanlagen auf See für einen Ausbaustopp einzusetzen (JF 45/20). Die EU-Kommission beschloß aber mit ihrer „Offshore-Strategie“ das Gegenteil: Bis 2030 solle die Kapazität von heute zwölf auf 60 und bis 2050 sogar auf 300 Gigawatt (GW) ausgeweitet werden. Dafür wolle man 800 Milliarden Euro investieren. „Offshore-Wind und grenzüberschreitende Projekte können eine zentrale Rolle auf dem Weg zu einem klimaneutralen Europa spielen“ und seien ein Schwerpunkt der deutschen Ratspräsidentschaft, erklärte CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier. Deutschland hat derzeit einen Offshore-Anteil von 7,4 GW und strebt bis 2030 20 GW an. (ck)

 windmolens.vissersvoorvrijezee.nl





Corona: „Wer arm ist, muß früher sterben“

KÖLN. Nicht nur in den USA (JF 50/20), auch in Deutschland entpuppe sich Sars-Cov-2 als „Virus der Ungleichheit“, behauptet der emeritierte Politikprofessor Christoph Butterwegge (Uni Köln). Die Covid-19-Pandemie habe die Faustregel bestätigt: „Wer arm ist, muß früher sterben“ (Zeitzeichen, 11/20). Generell liege die Lebenserwartung von Armen um zehn Jahre niedriger als von Reichen. Die Einkommensschwächsten seien zugleich die Immunschwächsten, weil sie am häufigsten unter Vorerkrankungen wie Fettleibigkeit, Asthma, Raucherlunge und Zucker litten. Kontaktverbote, Ausgangsbeschränkungen und Schließungen öffentlicher Einrichtungen hätten demonstriert, wie brüchig die Lebensgrundlagen von Millionen in einem vom „Neoliberalismus geformten Wirtschafts- und Gesellschaftssystem“ sind. (dm)

 www.christophbutterwegge.de





Asiens Küsten: Hotspot globaler Mülleinträge

FRANKFURT. Mit 75 Prozent dominieren Kunststoffe den Müll in den Weltmeeren (JF 42/19). Das gehe nur zu einem kleineren Teil auf seebasierte Aktivitäten wie Fischerei, Schiffahrt und illegale Verklappung zurück, wie Wissenschaftler des Instituts für sozial-ökologische Forschung betonen (ISOE) betonen. Es überwiegen landbasierte Quellen. Obwohl die Herkunft vieler Plastikpartikel schwer zu lokalisieren sei, gelten doch die Küsten Asiens als „Hotspot potentieller Mülleinträge“ (Geographische Rundschau, 7-8/20). China, Vietnam, Malaysia und Indonesien verfügen über keine umweltschonende Abfallinfrastruktur. Weil der Müll dem Tourismus schadet, soll in Vietnam bis 2025 Einwegplastik verboten werden. Ein Vorschlag für ein Plastikmüll-Abkommen fand 2019 in der UN-Umweltversammlung keine Mehrheit. (ft)

 www.isoe-publikationen.de





Erkenntnis

„Maschinen dürfen nicht über Menschenleben entscheiden. Aber wenn es nicht um Leib und Leben geht, sondern um Entscheidungsunterstützung, muß mehr möglich sein.“

Christoph Peylo, Informatiker und Leiter des Bosch Centers für Künstliche Intelligenz (BCAI)