© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 53/20 / 01/21 25. Dezember 2020

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Konservative wollen „Schandfleck“ löschen

LONDON. Die britische Innenministerin Priti Patel hat ein Papier über die Merkmale gruppenbasierter Straftaten im Bereich der sexuellen Ausbeutung von Kindern (Child sexual exploitation, CSE) veröffentlicht. „Opfer von gruppenbezogener sexueller Ausbeutung von Kindern haben mir erzählt, wie sie vom Staat im Namen der politischen Korrektheit im Stich gelassen wurden. Was mit diesen Kindern geschah, bleibt einer der größten Schandflecke auf dem Gewissen unseres Landes“, erklärte die konservative Politikerin. Das Papier zeige aber, wie schwierig es gewesen sei, Rückschlüsse auf die Eigenschaften der Täter zu ziehen. Deshalb werde es die kommende Strategie der Regierung sein, das Verständnis von sexuellem Kindesmissbrauch zu verbessern – auch in bezug auf die ethnische Zugehörigkeit. Abgesehen von „öffentlichkeitswirksamen Fällen“ mit besonderem Profil wie in Rotherham, Rochdale und Telford, die hauptsächlich Männer pakistanischer Ethnizität betrafen, zeige die akademische Literatur, daß die Aussagekraft über die Zusammenhänge zwischen ethnischer Zugehörigkeit und dieser Form der Straftat erheblich eingeschränkt sei. Untersuchungen hätten ergeben, daß „gruppenbasierte CSE-Täter in der Regel weiß“ seien. Andere Studien deuteten jedoch auf eine „Überrepräsentation von schwarzen und asiatischen Tätern im Vergleich zur Demographie der nationalen Bevölkerung“ hin. Es sei aber nicht möglich, daraus zu schließen, daß dies „repräsentativ für alle CSE-Delikte“ sei. Dies liege nicht nur an „Problemen mit der Datenqualität“ oder der Art und Weise, wie die Stichproben in den Studien ausgewählt wurden, so das Fazit des Papiers. (ctw)





„Charlie-Hebdo“-Prozeß: Nur einmal lebenslang 

PARIS. Mit langen Haftstrafen endete vorläufig der Prozeß gegen 14 Unterstützer der drei während der Angriffe getöteten Haupttäter der Attentate vom Januar 2015. Damals starben bei den Anschlägen auf das Satiremagazin Charlie Hebdo sowie auf einen koscheren Supermarkt 17 Personen. Lebenslange Haft erhielt Mohamed Belhoucine, der in Syrien für tot gehalten und in Abwesenheit verurteilt wurde. Ali Riza Polat muß für die Beschaffung der Waffen 30 Jahre in Haft. Auch die Witwe des Angreifers auf den jüdischen Supermarkt, Hayat Boumeddiene, wurde – allerdings in Abwesenheit – zu 30 Jahren Haft verurteilt. Gegen sechs weitere Personen aus dem Umfeld der Täter wurden wegen Beihilfe Freiheitsstrafen zwischen vier und zehn Jahren verhängt. Die Urteile sind niedriger als die Forderungen der Nationalen Anti-Terror-Staatsanwaltschaft, die lebenslange Haft für zwei Angeklagte und zwischen fünf und 30 Jahren Gefängnis für die anderen gefordert hatte. (ftm)