© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 53/20 / 01/21 25. Dezember 2020

Die deutsche Universitätstheologie als Zeitgeistverstärker
Der Wahrheitsfrage ausweichen
(dg)

Als Karl-Heinz Menke vor 50 Jahren sein Theologiestudium am Bonner Collegium Albertinum begann, wo er bis vor kurzem als Professor lehrte, seien er und seine Kommilitonen fest „in der Kirche verwurzelt“ gewesen. Unter den wenigen, die heute noch kommen, seien hingegen viele, die „von Kind auf mit antichristlicher Kritik, postmodernem Pluralismus und Agnostizismus vertraut sind“. Und dann träfen „diese Suchenden“ oft genug auf Theologieprofessoren, die „geistliche Erfahrungen“ der Lächerlichkeit preisgeben. Die kirchenkritische Attitüde solcher Lehrer biedere sich den Plausibilitäten der säkularisierten Mehrheit an, ohne zu bemerken, daß eine Theologie, die sich als Verstärker des Zeitgeistes verkauft, von Außenstehenden mit Recht als überflüssig betrachtet werde. Theologie sei keine Unterdisziplin der Kulturwissenschaften, die sich auf Zeitkritik spezialisiert hätten, sondern habe die „Wahrheitsfrage“ zu stellen, christliche Überzeugungen zu bilden, so wie sie von der „Bekenntnisgemeinschaft Kirche gelebt werden“. Demnach sei Wirklichkeit Schöpfung und bestimmt durch denselben Logos, der die Materie transzendiere und den die Kirche mit Jesus Christus identifiziert. Wenn allzu viele Professoren derart zentrale Dogmen unzureichend vermitteln, sei zu erwarten, daß dieser Zustand bald ins Visier der Politik gerate. Denn auf Dauer werde eine fortschreitend säkularisierte Gesellschaft die Frage forcieren, warum der Steuerzahler gleich zwei zeitgeistfromme Theologien finanzieren solle, die innerhalb der Universitäten oft mehr geduldet als geachtet würden und deren kirchliche Basis zusehends zerbröckle (Forum Katholische Theologie, 3/2020). 


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