© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/21 / 08. Januar 2021

Lesereinspruch

Fragen statt Antworten

Zu: „Der Populismus ist hartnäckig“, im Gespräch mti Marco Tarchi, JF 51/20

Die Interviews von Herrn Schwarz sind stets lesenswert, doch diesmal bleiben mehr Fragen als Erkenntnisse. Warum verwenden er und Professor Tarchi den abwertenden Begriff „populistisch“ für die rechten Parteien, obwohl sie selbst erkannt haben, daß dieser „in diffamierender Absicht von den Etablierten geschaffen worden ist“? Aus rechter Sicht ist „jeder seines Glückes Schmied“. Der Rechte setzt auf die freie Entfaltung des einzelnen, bejaht das Privateigentum. Für den Linken soll die Schaffenskraft des einzelnen der Gemeinschaft zugute kommen (Eigentum verpflichtet). Rechte Wirtschaftspolitik führt zum Kapitalismus, linke zum Sozialismus. Die Geschichte des Menschen veranschaulicht die Wandlung des Einzelgängers zum Herdentier. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Die Linken treiben sie voran, die Rechten wollen den Status quo erhalten, da sonst jedesmal ein Stück Freiheit für den einzelnen verlorengeht. Der Populismus trifft daher eher auf die linken Parteien zu. Denn mit der Zusage, die Risiken des Lebens zu minimieren, indem man sie die Starken schultern läßt, erreicht man sicherlich die Mehrheit.

Thomas Brog, Anhausen