© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/21 / 08. Januar 2021

Grüße aus Rom
Blume der Hoffnung
Paola Bernardi

Das neue Jahr beginnt schlecht in Rom. Der unerwartete harte Lockdown, der die Stadt zu Weihnachten über Nacht in die rote Zone katapultierte und bis zum 7. Januar oder gar darüber hinaus andauert, hat die wenigen noch existierenden Hotels, Restaurants und Bars quasi über Nacht in den Ruin gejagt.

Die Folgen dieser Pandemie haben Italien noch tiefer an den Abgrund gedrängt. Noch immer sind Roms Straßen leer. Wer eine Ferienwohnung am Meer oder in den Bergen besitzt, hat die Stadt fluchtartig verlassen und die 20 Millionen Touristen, die jedes Jahr die Ewige Stadt besuchen, bleiben sowieso aus. 

In dieser prekären Situation wackelt mal wieder die italienische Regierung unter Ministerpräsident Giuseppe Conte, der mit seinen selbstherrlichen Entscheidungen auch das Parlament brüskiert. 

Die neu installierten Papierkörbe kommen bei den Römern gar nicht gut an.

Die Abgeordneten der rechten Lega und der linksgerichteten Fünf-Sterne-Bewegung beschimpfen sich gegenseitig als „Faschist“ und „Narr“. Obwohl Italien von allen europäischen Ländern mit dem höchsten Betrag von 209 Milliarden Euro vom Brüsseler Aufbaufonds profitiert, bleibt hierzulande das große Mißtrauen, daß es Italien wie Griechenland ergehen könnte, nämlich daß externe Kommissare am Schluß die Konten regeln werden. 

Das läßt der Stolz der Italiener nicht zu. Um wieder Mut zu machen, sollen bereits ab Mitte Januar weißrote Zelte zum Impfen der Römer in Form einer Blüte und zwar einer Primel auf den Plätzen aufgebaut werden. „Italien erblüht wie eine Blume“, lautet der sinnige Spruch. Schließlich sei die Primel, die erste Blume, die den Frühling ankündigt, so der Gesundheitskommissar für die Impfaktion. 

Aber nicht nur an die Gesundheit der Italiener denkt die Regierung, sondern auch an die Besucher. Schluß mit Rekorden, weg vom Übertourismus lauten die Parolen der Stadtverwaltung. „Rom wolle nicht mehr den Massen hinterherjagen, sondern die Nachhaltigkeit des Tourismus erhöhen“.

Auch Italiens Kulturminister Dario Franceschini träumt von einem „Netflix der Kultur“ über verschiedene Kanäle auf einer Online-Plattform. Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi, die sich für eine zweite Amtszeit im Frühjahr 2021 warm läuft, lieferte zur Verschönerung Roms neue Papierkörbe. Diese sind so häßlich, daß wir gern von „Raggi-Urnen“ sprechen.