Gerichtspräsident warnt vor Löschkultur

HAMBURG. Der Präsident des Hanseatischen Oberlandesgerichts, Marc Tully (54), hat sich für einen offenen Diskurs und ein klares Bekenntnis zur Meinungsfreiheit ausgesprochen. Die sogenannte „Cancel Culture“, eine Praxis des Verdrängens von Personen oder Inhalten aus dem öffentlichen Leben zugunsten Politischer Korrektheit, sei „brandgefährlich“. Das Phänomen ziele darauf ab, „die soziale Existenz“ von Andersdenkenden auszulöschen, warnte er in einem am Montag in der Welt veröffentlichten Interview. In Deutschland mache sich eine Verengung der Debattenkultur bemerkbar. Die Öffentlichkeit müsse es aber aushalten, daß Menschen unterschiedlicher Auffassung sind. Inhaltliche Kritik dürfe nicht so weit führen, daß Personen diskreditiert oder bedroht würden. „Wir müssen andere Meinungen ertragen, mögen sie uns noch so abwegig erscheinen“, bekräftigte der Jurist. Seiner Ansicht nach komme es aber immer seltener zum Diskurs. Viele Personen reklamierten eine absolute Wahrheit für sich und „vergifteten“ so den Dialog, mahnte Tully. Die „Cancel Culture“ gleiche einem „kollektiven Sofagericht“, das die sozialen Netzwerke nutze, um Stimmung gegen Menschen mit unliebsamer Meinung zu machen. Wenn man die Diskussionskultur auf diese Weise verenge, gerate die öffentliche Debattenkultur „in eine Schräglage, die für ein demokratisches Gemeinwesen gefährlich wird“. Diejenigen Kritiker, die sich statt an Inhalten an der Person selbst abarbeiteten, handelten nicht mehr im Sinne des Grundgesetzes. (zit)

Ermittlungen zu Kulturvandalismus

POTSDAM/GREIZ. In zwei Fällen von mutwilliger Zerstörung von Kunstwerken ermittelt jetzt die Polizei. Am 30. Dezember fällt einem Sicherheitsdienstmitarbeiter in Potsdam im Park von Schloß Sanssouci auf, daß mehrere Glassegmente auf mehreren Ebenen der Weinbergterrassen zerschlagen sind. Insgesamt geht die Polizei von 40 zerschlagenen Fenstern aus. Darüber hinaus wurden drei Schlösser in den Eingangstoren zum Park Potsdam-Babelsberg verklebt. Im thüringischen Greiz wurde um den Jahreswechsel eine Steinskulptur umgestürzt. Die barocke Sandsteinfigur stellt eine griechisch-römische Göttin dar. Die Skulptur zerbrach in mehrere Teile. Die Untere Denkmalschutzbehörde prüfe jetzt, ob die Figur überhaupt zu restaurieren sei. (mec)

Sprachpranger

railaxed

Titel des deutschsprachigen Vierteljahresmagazins, „inspired bei ÖBB“, für die Fahrgäste der Österreichischen Bundesbahnen